Für chinesische Firmen wird es schwieriger, über einen Börsengang im Ausland an Geld zu kommen. Die Gründe dafür sind nicht nur in den USA zu suchen.

Chinesische Unternehmen, die sich durch Börsengänge im Ausland finanzieren wollen, sehen sich einem zunehmenden Druck ausgesetzt. In den USA zieht die Börsenaufsicht SEC die Zügel an. Auch die Volksrepublik stellt neue Hürden auf und prüft etwa, ob es sich um Unternehmen handelt, bei denen die nationalen Interessen oder die Publikation von Unternehmensdaten ein Problem darstellen.

Hintergrund sind die anhaltenden politischen Spannungen zwischen den USA und China. Einige der noch von der früheren US-Regierung unter Ex-Präsident Donald Trump erlassenen Massnahmen haben immer noch Auswirkungen auf die chinesischen Finanzmärkte.

Druck aus den USA...

Laut dem Vorsitzenden der amerikanischen Securities and Exchange Commission (SEC), Gary Gensler, «tickt die Uhr» für chinesische Unternehmen. Sie müssen eine Überprüfung ihrer Finanzabschlüsse zulassen – oder sie riskieren, ab 2024 von der New Yorker Börse und der Tech-Börse Nasdaq ausgeschlossen zu werden.

Genau unter die Lupe genommen werden dabei auch die sogenannten Variable Interest Entities (VIE), also die Zweckgesellschaften, über welche die chinesischen Firmen gerne ihr Listing in den USA oder Hongkong durchführen. Gensler hatte im vergangenen Monat Listings über diesen Weg gestoppt.

Die Offenlegung von Risiken bildet hier eine neue Hürde. In einem Schreiben an seine Mitarbeitenden forderte er sie auf, zu prüfen, wie sich diese Unternehmensstruktur auf die Investoren und den Wert ihrer Investition auswirken können. Auch soll geklärt werden, inwiefern die vertraglichen Vereinbarungen weniger effektiv sind als eine direkte Beteiligung, und inwieweit dem Unternehmen erhebliche Kosten entstehen könnten, um die Bedingungen der Vereinbarungen durchzusetzen.

...und in China selber

Auch China geht verstärkt gegen die VIE-Vehikel vor und hat solche Strukturen, über die Auslands-Investitionen angelockt werden sollen, selber eingefroren. Einem Bericht der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) lehnt die chinesische Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) mit Sitz in Schanghai ebenfalls VIE-Strukturen ab. Auf Anweisung der Regierung würden Genehmigungen für Beteiligungs-Strukturen via Firmen auf den karibischen Cayman-Inseln gestoppt, heisst es unter Berufung auf Kreise.

Ein weiterer Punkt sind Bedenken in Bezug auf Daten und die nationale Sicherheit von Tech-Unternehmen, wie etwa bei dem Fahrdienst-Vermittler Didi.

Dritte Börse in Peking

Während sich die Offshore-Optionen einengen, werden die inländischen Optionen in China ausgeweitet. Präsident Xi Jinping hat kürzlich die Einrichtung einer neuen Börse in Peking angekündigt.

Die «National Equities Exchange and Quotations» genannte Plattform soll sich an KMU richten und wird neben Schanghai und Shenzhen die dritte Börse auf dem chinesischen Festland sein.

Private Equity und Anleihen unter Druck

Der Druck auf die Finanzierungsquellen beschränkt sich nicht nur auf ausländische Kanäle, auch andere inländische Optionen wie Privatbeteiligungen und Firmenanleihen stehen vor Herausforderungen.

Die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde (China Securities Regulatory Commission, CSRC) hat vor kurzem angekündigt, dass sie gegen Private-Equity- und Risikokapital-Fonds vorgehen wird, auch gegen solche, die an die breite Öffentlichkeit und nicht an bestimmte Anleger verkauft werden.

Währenddessen steigen an den Anleihemärkten die Kredit-Spreads, insbesondere bei hochverzinslichen Emittenten. Das ist auf die Bemühungen Pekings zum Schuldenabbau sowie auf das aktuelle Schulden-Debakel des Immobilien-Entwicklers Evergrande zurückzuführen.

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