Die Verschiebung von aktiv verwalteten Fonds zu passiv angelegten ETF ist ein Megatrend der Fondsbranche. Nun hat der jahrzehntelange Boom der Passivprodukte einen Dämpfer erhalten.

Die Schliessung von börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) hat sich am europäischen Markt gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.

Wurden 2022 noch 50 ETF eingestampft, waren es in den ersten sieben Monaten diesen Jahres bereits 111. Die geht aus einer Statistik des Fondsanalyse-Hauses Morningstar hervor, aus der die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) zitierte.

Auch die Anzahl der Neugründungen erlebte einen deutlichen Rückgang. Wurden 2021 noch 393 ETF lanciert und im Jahr darauf immerhin 382, sind es diese Jahr bis Ende Juli noch 132 an der Zahl gewesen, wie der Statistik weiter zu entnehmen war. Die Gründe für die Zurückhaltung der Produkteschmiede sind vielfältig, wie sich zeigt.

Zinswende sorgt für Gegenwind

So haben nach der Meinung von Beobachtern zwei Treiber der Vergangenheit an Schwung verloren. Dies ist einerseits das Nachhaltigkeit-Thema, das derzeit einigen politischen Gegenwind erlebt und im Verkauf aufwändiger ist als andere Segmente. Generell ist zudem das Interesse an Themenfonds am Markt verflogen, wie auch Branchenteilnehmer aus der Schweiz im Gespräch mit finews.ch bezeugen.

Und schliesslich trägt die Zinswende zur flauen Stimmung am ETF-Markt bei. Denn um einen Indexfonds zu lancieren, braucht es Startvermögen, das so genannte Seed money. Traditionellerweise schiessen Investmentbanken das Geld vor. Weil das Zinsniveau aber gestiegen ist, können sie ihren Cash anderswo besser investieren als mit der Lancierung von ETF.

Furcht vor der nächsten Baisse

«Das Startkapital verschwand, als die Zinsen stiegen», schreibt der am hiesigen Finanzplatz bekannte Detlef Glow, der Europachef des Analysehauses Refinitiv Lipper, unlängst in einem Blogbeitrag. Laut Glow scheuen sich die europäischen Fondshäuser auch davor, neue Produkte an den Start zu bringen, wenn sich die Börsenlage jederzeit verschlechtern könnte.

Dass der Megatrend von aktiv verwalteten Fonds zu «passiven» Indexprodukten nun abbricht, ist allerdings wenig wahrscheinlich. Dem Bericht zufolge steht die Fondsbranche bis auf weiteres Gewehr bei Fuss – was dann bei besserem «Börsenwetter» zu einigem Nachholbedarf bei ETF-Gründungen führen könnte.

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