Nun also doch: Die USA sind kein Triple-A-Schuldner mehr

Auch die Moody's anerkennt endlich die triste Realität und entzieht den USA die Höchstnote. Die Ratingagentur weist aber zugleich auf die Stärken der Volkswirtschaft und der Institutionen hin. Explizit erwähnt werden die Unabhängigkeit der Notenbank und die Gewaltenteilung.

Am Freitagabend erfolgte der angesichts der seit Jahrzehnten liederlichen bis frivolen Finanzpolitik wohl unvermeidliche Schritt: Moody's entzog den USA das Triple-A-Rating. Neu werden die Schulden der US-Regierung – darunter die Staatsanleihen (Treasuries), die den Finanzmärkten weltweit als Referenz dienen – nur noch mit Aa1 bewertet. Den Ausblick stellte die Ratingagentur von negativ auf stabil; mindestens mittelfristig droht damit keine weitere Rückstufung.

Die beiden anderen grossen Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch hatten den USA das Triple-A schon 2011 bzw. 2023 entzogen. Ihr Rating steht seither auf AA+. Der Verlust des letzten Triple-A erfolgt damit rund einen Monat später, als die Bonitätsanalysten von Independent Credit View (I-CV) im April gemutmasst hatten (finews.ch berichtete).

Verschuldung und Schuldendienst nicht mehr mit Triple-A vereinbar

Moody's begründet den Schritt damit, dass die Verschuldungs- und Schuldendienstquoten seit über einem Jahrzehnt gestiegen sind, auf Niveaus, die deutlich höher sind als diejenigen von anderen Triple-A-Staaten (von denen es allerdings nur noch eine Handvoll gibt).

Die letzten US-Regierungen und der Kongress hätten es nicht geschafft, sich auf Massnahmen zur Umkehrung des Trends zu hohen jährlichen Haushaltsdefiziten und steigenden Zinskosten zu einigen. Moody's glaubt nicht, dass die gegenwärtig diskutierten Haushaltsvorschläge zu einer wesentlichen mehrjährigen Reduzierung der gebundenen Ausgaben und Defizite führen werden.

Längerfristig weitere Verschlechterung wahrscheinlich

Und auch für die etwas weiter entfernte Zukunft versprüht die Agentur wenig Optimismus. Moody's erwartet für das nächste Jahrzehnt nämlich noch grössere Defizite, da die Ausgaben aus bereits bestehenden Verpflichtungen steigen werden, während die Staatseinnahmen im Grossen und Ganzen gleich bleiben.

«Anhaltend hohe Haushaltsdefizite werden wiederum die Schulden und die Zinslast des Staates in die Höhe treiben. Die fiskalische Leistung der USA dürfte sich im Vergleich zu ihrer eigenen Vergangenheit und zu anderen Staaten mit hoher Bonität verschlechtern.»

Widerstandsfähige Institutionen und wirksame Geldpolitik

Moody's erinnert aber auch an Stärken der USA wie die Grösse, Widerstandsfähigkeit und Dynamik ihrer Wirtschaft und die Rolle des Dollars als globale Reservewährung. Die Agentur erwartet zudem, dass die USA «ihre lange Tradition einer sehr effektiven Geldpolitik unter der Führung einer unabhängigen Federal Reserve fortsetzen werden, auch wenn die letzten Monate von einer gewissen politischen Unsicherheit geprägt gewesen waren».

Und weiter heisst es im Communiqué: «Der stabile Ausblick berücksichtigt auch institutionelle Merkmale, einschliesslich der verfassungsmässigen Gewaltenteilung, die zur Wirksamkeit der Politik im Laufe der Zeit beiträgt und relativ unempfindlich gegenüber kurzfristigen Ereignissen ist.» Moody's geht davon aus, dass diese institutionellen Vereinbarungen stark und widerstandsfähig bleiben werden, selbst wenn sie gelegentlich auf die Probe gestellt würden. Das kann durchaus auch als Kommentar zu den Machtansprüchen des aktuellen Präsidenten gelesen werden.

Schuldendienst beansprucht immer grösseres Stück des Einnahmenkuchens

Moody's äussert sich auch explizit zum Treasury-Markt. Trotz der hohen Nachfrage nach US-Staatsanleihen hätten die seit 2021 gestiegenen Renditen der Staatsanleihen zu einem Rückgang der Tragbarkeit von Schulden beigetragen.

Die Zinszahlungen des Bundes dürften gemäss der Agentur bis 2035 etwa 30 Prozent der Einnahmen ausmachen; 2024 waren es 18 Prozent und 2021 erst 9 Prozent. Die gesamte Zinslast aller Staatsebenen (Bundesstaat, Gliedstaaten und lokale Körperschaften) absorbierte 2024 12 Prozent der Einnahmen. Bei mit Triple-A eingestuften Staaten beträgt sie durchschnittlich nur 1,6 Prozent.