Dubais Immobilienentwickler entdecken die Tokens
Von Gérard Al-Fil, Dubai
Als Mitte Mai der Bitcoin die 111'970 Dollar-Grenze knackte, kam es zu einem Deal der besonderen Art. Dubais MultiBank Group und die Immobilienentwicklerin MAG schlossen eine Tokenisierungs-Vereinbarung im Wert von 3 Milliarden Dollar mit MAG Lifestyle Development und Mavryk, einem Blockchain-Innovator, ab. Laut einer Presseerklärung von MultiBank war dies «die weltweit grösse Tokenisierungs-Initiative für Real-World-Assets (RWA)».
Ein Token steht als digitale Einheit für einen auf einer Blockchain eingetragenen Wert oder ein Recht, etwa das Recht als Anteilseigner, Zugriff auf Sachanlagen, also besagte RWAs, zu haben. MultiBank ist auf den Derivatehandel spezialisiert. Die MAG-Gruppe ist unter Bankern vor allem aufgrund der von ihr entwickelten Bürotürme «Emirates Financial Towers» im Finanzzentrum DIFC bekannt.
Betongold für Krypto-Jünger
Ende Mai lancierte das Dubai Land Department die «weltweit erste Urkunde für Token-Eigentümerschaft», nachdem das erste tokenisierte Immobilienprojekt auf der von VARA lizenzierten Plattform «Prypco Mint» erfolgreich verkauft worden war. VARA ist die 2022 gegründete Dubaier Regulierungsbehörde für digitale Vermögenswerte.
Deloitte sagt voraus, dass bis 2035 weltweit Liegenschaften im Wert von vier Billionen Dollar tokenisiert würden. Dies entspräche einem jährlichen Anstieg von 27 Prozent binnen einer Dekade.
Schon dreht sich das Token-Rad weiter. Zum Auftakt in den Juni unterzeichneten die Dubaier Unternehmensberatung Nisus Finance und Toyow, Entwicklerin digitaler Vermögenswerte, eine Absichtserklärung mit dem Ziel, Tokens für Nisus’ Immobilienportfolio zu emittieren. Nisus Finance verwaltet nach eigenen Angaben Liegenschaften in Dubai (3,65 Millionen Einwohner) und Indien im Wert von einer halben Milliarde Dollar.
Ende der Immobilien-Bonanza in Sicht?
2024 wechselten in Dubai Immobilien für 207 Milliarden Dollar die Eigentümer. Dieses Volumen war doppelt so hoch wie in Saudi-Arabien (75 Milliarden Dollar).
Doch die Analysten von Standard & Poor’s warnen: «Die Menge an Neueinführungen, die der Markt in diesem Zyklus bisher aufnehmen konnte, scheint auf lange Sicht nicht tragbar zu sein.» Auch weil sich immer mehr Baufirmen im Scheichtum tummeln, sei aufgrund des sehr kompetitiven Umfelds beim Investieren erhöhte Sorgfalt geboten, S&P. Die Preise für Premium-Immobilien dürften 2025 noch einmal um 5 Prozent steigen, bevor der Trend sich umkehren würde.
Auch die Rating-Agentur Fitch sagt ein baldiges Ende des postpandemischen Booms im Emirat Dubai voraus, weil im Jahr 2025/2026 rund 210'000 neue Einheiten zu einem Überangebot an Wohn- und Büroraum führen würden.