Unsicherheit vermiest M&A-Stimmung

Geopolitische Spannungen und die erratische US-Zoll- und Handelspolitik haben negative Auswirkungen auf die Stimmung der Unternehmen, wenn es um Firmenübernahmen und -zusammenschlüsse geht. Da helfen auch die gesunkenen Zinsen nicht viel.

Ein stabiles Marktumfeld und Zuversicht in die Konjunkturentwicklung sind wichtige Voraussetzungen für florierende Unternehmenszusammenschlüsse und -übernahmen (M&A), schreibt das Beratungsunternehmen Oaklins in ihrem jüngst veröffentlichtem «M&A-Outlook».

Beides sei aktuell nur in geringem Masse vorhanden.

«Die Geopolitische Unsicherheit und eine erratische US-Zollpolitik dämpfen die Dynamik bei Firmenübernahmen und -zusammenschlüssen mit Schweizer Beteiligung», lautet das Fazit.

Dabei verweisen die Experten darauf, dass die Rahmenbedingungen mit sinkenden Unternehmensbewertungen und selektiven Finanzierungsmöglichkeiten durchaus Chancen bieten würden.

Erwartungen mit Blick auf Transaktionen gesunken

Die Studie beruht auf der Befragung von rund hundert M&A-Experten und Entscheidungsträgern der Schweizer Wirtschaft. Sie wurden dabei gefragt, wieviele Transaktionen mit Schweizer Beteiligung sie in den kommenden zwölf Monaten erwarten.

Demnach rechnen nur noch 8 Prozent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten mit einer guten oder eher guten konjunkturellen Entwicklung. Das entspricht einem Rückgang von 18 Prozentpunkten seit Dezember 2024.

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(Grafik: Oaklins)

Die Hoffnung, dass niedrigere Zinsen die Finanzierung von Übernahmen erleichtern, würde trügen, heisst es. Trotz der jüngsten Zinssenkungen bleibe der Zugang zu Fremdkapital eingeschränkt: Nur 29 Prozent der Umfrageteilnehmenden beurteilen die Verfügbarkeit von Fremdkapital als hoch oder eher hoch. Das sei ein historischer Tiefstwert. Lediglich 45 Prozent der Befragten schätzen die Verfügbarkeit von liquiden Mitteln als hoch oder eher hoch ein, was ebenfalls unter dem langjährigen Durchschnitt liegt.

Gleichzeitig erwarten 65 Prozent der Umfrageteilnehmenden sinkende Multiples. Die fallenden Zinsen schlagen sich noch nicht in den Preiserwartungen nieder, unter anderem wegen der erhöhten wirtschaftlichen Unsicherheit.

Entsprechend ist der Oaklins M&A-Index im Vergleich zum Jahreswechsel nochmals leicht gesunken.

In einigen Branchen werde trotz der trüben Konjunkturaussichten eine leicht höhere Aktivität erwartet. Dazu würden besonders zukunftsträchtige Sektoren wie Life Sciences, Medien und Telekommunikation (TMT) sowie Dienstleistungen zählen. Hier würden sich interessante Möglichkeiten bieten. «Strategische Käufer konzentrieren sich verstärkt auf Synergieeffekte und den Zugang zu attraktiven Übernahmezielen», heisst es weiter.

Heimarmarkt rückt etwas stärker in den Fokus

33 Prozent der akquisitionswilligen Unternehmen planen Übernahmen in der Schweiz – das sind 4 Prozent mehr als noch zu Jahresbeginn und bedeute eine Rückbesinnung auf den Heimatmarkt.

Ein zentrales Ziel bleibe aber weiterhin für viele Käufer die geografische Ausdehnung. Dabei sei weiter Europa der wichtigste Zielmarkt. Der Fokus verschiebe sich jedoch weg von Deutschland hin zu anderen europäischen Ländern.

Keine Veränderung wird trotz der erratischen US-Handelspolitik beim Interesse an Akquisitionen nordamerikanischer Unternehmen gesehen, während Asien weiter an Bedeutung verliert.

Gerade in einem volatilen Umfeld zahle sich eine langfristig ausgerichtete M&A-Strategie aus, schreiben die Berater weiter. «Unternehmen, die heute konsequent planen und sich gezielt vorbereiten, können künftig entscheidende Wettbewerbsvorteile erzielen», sagt Jürg Stucker, Studienautor und Partner bei Oaklins Switzerland.