Schwacher Dollar reisst Löcher in SNB-Bilanz

Die Experten der UBS rechnen mit einem Verlust der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im zweiten Quartal von 17 bis 27 Milliarden Franken. Zusammen mit einem Gewinn von fast 7 Milliarden im ersten Quartal würde daraus für das Semester ein Minus von 10 bis 20 Milliarden Franken resultieren, wie es in einer Einschätzung vom Mittwoch heisst.

Insbesondere die Abschwächung des Dollar gegenüber dem Franken wird als Grund für den erwarteten Verlust genannt. Die SNB hält rund 300 Milliarden Franken an US-Papieren. Gegenüber dem Dollar betrug die Aufwertung des Franken im zweiten Quartal fast 10 Prozent. Aber auch zu Yen (+6 Prozent) und Euro (+2 Prozent) hat der Franken an Wert gewonnen. Insgesamt dürfte aus den Währungsbewegungen ein Verlust von über 40 Milliarden Franken resultieren, davon allein rund 30 Milliarden Franken auf US-Anlagen, schreiben die Volkswirte.

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(Grafik: UBS)

Auch bei den Goldbeständen dürfte der schwächere Dollar zu einem Minus geführt haben. Zwar habe der Goldpreis in Dollar gerechnet aufgrund der Unsicherheit um rund 5 Prozent zugelegt. In Schweizer Franken dürfte die SNB allerdings einen deutlichen Verlust von rund 4,5 Milliarden Franken auf die Goldbestände eingefahren haben.

Die Aktienmärkte gerieten nach der Verkündung von US-Präsident Donald Trumps hohen Zöllen unter Druck, konnten sich aber im Verlauf des zweiten Quartals wieder erholen. Der globale Aktienmarkt legte von April bis Juni rund 9 Prozent zu. Beim Aktienportfolio der SNB im Volumen von 180 Milliarden Franken wird ein Gewinn von rund 15 Milliarden Franken erwartet.

Anleihen mit Wertzuwachs

Bei langfristigen US-Anleihen gab es im zweiten Quartal einen Zinsanstieg. Allerdings betrage die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen im SNB-Portfolio lediglich rund fünf Jahre, gibt die UBS zu bedenken. In diesem Bereich konnten US-Anleihen leicht zulegen, da die Erwartung einer expansiveren US-Geldpolitik in den kommenden Quartalen überwog und zu einem leichten Rückgang der fünfjährigen Renditen führte.

Zusammen mit einem Wertzuwachs bei Anleihen in anderen Währungsräumen wird aus dem Anleihenportfolio insgesamt mit einem Gewinn von rund 5 Milliarden Franken gerechnet. Der Ertrag aus wiederkehrenden Erträgen, wie etwa Dividenden und Zinserträge nach Abzug der Zinsausgaben, wird auf 4 Milliarden Franken taxiert.

Ausschüttung ungewiss

Mit dem erwarteten Verlust ist auch eine Ausschüttung an Bund und Kantone ungewiss. Die Ausschüttungsreserve aus dem Jahr 2024 beträgt 12,9 Milliarden Franken. Sie dürfte allerdings für die Zuweisung an die Währungsreserven in diesem Jahr verwendet werden. Die SNB müsst im zweiten Halbjahr den Verlust zumindest neutralisieren, um im nächsten Jahr eine Auszahlung vornehmen zu können, heisst es weiter.

Angesichts der Volatilität an den Finanzmärkten und der wirtschaftspolitischen Unsicherheit sei es aber unmöglich eine Aussage darüber zu machen, ob eine Ausschüttung im nächsten Jahr tatsächlich erfolgt oder nicht.