Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate beschwichtigt

Von Gérard Al-Fil, Dubai

Der Finanzstabilitätsbericht 2024 der VAE-Zentralbank stellt fest, dass die lokalen Banken mehrere Stresstests im Hinblick auf ihre Liquidität im letzten Jahr bestanden hätten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Banken in den VAE über robuste Liquiditätspositionen verfügen, gestützt auf eine stabile Einlagenbasis und ein breit diversifiziertes Portfolio hochwertiger liquider Aktiva. 

Selbst unter schweren Stressbedingungen wären die Banken in der Lage, erhebliche Einlagenabflüsse zu verkraften. Die Liquiditätsüberschüsse wurden auf 79 Milliarden Dollar für den 30-Tage-Horizont und auf 65,72 Milliarden Dollar für den 60-Tage-Horizont geschätzt. Diese seien ausreichende Puffer zur Sicherung der Systemstabilität belegt, so die Studie. 

Gut abgesicherte Versicherer

Die Kreditgeberin letzter Instanz  in Abu Dhabi beaufsichtigt insgesamt 62 Geldhäuser. Davon sind 24 lokale Banken (First Gulf Bank aus Abu Dhabi und Emirates NBD in Dubai führen hier das Feld an) und 38 ausländische Finanzinstitute (z.B. HSBC, Citi, Deutsche Bank oder Bank Melli Iran).

Ausgeschlossen davon sind Hunderte von Finanzfirmen, die in den Freihandelszonen Dubai International Financial Center (DIFC) und Abu Dhabi Global Market (ADGM) ansässig sind. Letztere werden nicht von der Notenbank, sondern von separaten Regulatoren kontrolliert, die einer international anerkannte Rechtsprechung obliegen. 

Auch der Versicherungssektor des Ölstaats blieb im Jahr 2024 widerstandsfähig, wobei die Gesamtvermögenswerte auf 39,37 Milliarden Dollar anstiegen. Dies entsprach einem Plus von gut 10 Prozent. Die Analyse der Zentralbank stellt fest: «Der Sektor hielt eine angemessene Solvabilitätsposition aufrecht, mit einer Solvabilitätskapitalquote von 232  Prozent. Diese Verbesserung wurde durch einen moderaten Anstieg des erforderlichen Kapitals im Vergleich zum Wachstum der verfügbaren Eigenmittel vorangetrieben.

Gouverneur: Wachsende globale Risiken

Khaled Mohamed Balama, Gouverneur der Zentralbank der VAE, sagte: «Die VAE haben im Jahr 2024 trotz zunehmender wirtschaftlicher Herausforderungen und wachsender globaler Risiken starke wirtschaftliche und finanzielle Rahmenbedingungen beibehalten – unterstützt durch das nationale Wirtschaftswachstum sowie die Robustheit und Widerstandsfähigkeit des Bankensystems.» 

Tatsächlich wird in Bankkreisen am Golf diskutiert, wie lange der Boom am Golf noch anhalten könnte. Der Aktienindex DFMGI, der die Performance der kotierten Unternehmen an der Börse DFM in Dubai misst, hat sich beispielsweise in den letzten fünf Jahren verdreifacht.

Mit guten 4,4 Prozent Wirtschaftswachstum rechnen die Zentralbanker für die VAE dieses Jahr, und plus 5,4 Prozent im kommenden Jahr 2026. Kursrückschläge wie während des militärischen Konflikts zwischen Iran und Israel im vergangenen Juni waren temporär und vermochten den langfristigen Aufwärtstrend nicht zu bremsen. Bislang. Immobilienaktien sind Schwergewichte an den Börsen in Dubai und Abu Dhabi.

Laut Knight Frank stiegen die Kaufpreise für Wohnhäuser und Apartments in der Hauptstadt im zweiten Quartal dieses Jahres um 17 Prozent. Schon warnt die Ratingagentur Fitch vor einer moderaten Abkühlung auf dem Immobilienmarkt in den VAE (11 Millionen Einwohner), weil viele Villen- und Hochhausprojekte in diesem Jahr fertig gebaut würden.