Sommergrüsse vom niederländischen Vorzeigeort

Von Saurabh Sharma, Fondsmanager des Regnan Sustainable Water and Waste Fund bei Regnan

Amsterdam ist bekannt für sein ausgedehntes Netz an Kanälen und Wasserstrassen, was es zu einer der wasserreichsten Städte Europas macht. 165 Grachten durchziehen das Stadtzentrum, unterteilt in rund 90 Inseln und verbunden durch über 1'200 Brücken. Noch bis ins 20. Jahrhundert dienten die Kanäle auch als Abwasserkanäle. Wohnhäuser, Handwerksbetriebe und Fabriken entsorgten hier ihren Müll – mit entsprechenden Folgen für die Wasserqualität.

Heute ist das anders. Jeden Abend werden Schleusen geschlossen, und ein Schöpfwerk auf Zeeburg pumpt rund 600'000 Kubikmeter Frischwasser aus dem IJsselmeer in die Grachten. Innerhalb von etwa drei Tagen wird so das gesamte Grachtenwasser ausgetauscht.

Die Wasser- und Abfallwirtschaft ist längst kein modischer Hype mehr, sondern eine infrastrukturelle Grundsäule moderner Gesellschaften. Besonders deutlich wurde dies bei meinem Besuch bei der Aquatech Amsterdam 2025, einer der weltweit führenden Fachmessen für Wassertechnologie. Hier treffen sich Unternehmen, Ingenieure, Wissenschaftler und Start-ups, um über aktuelle Herausforderungen und technologische Lösungen zu diskutieren.

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Saurabh Sharma von Regnan. (Bild: zVg)

Technologien für die Wasserzukunft

Zentral ist aktuell der sparsame Umgang mit Süsswasser. Besonders in der Industrie steigt der Druck, Wasser effizienter zu nutzen. Moderne Membranbioreaktoren und Ultrafiltrationssysteme ermöglichen es, selbst stark belastetes Prozesswasser mehrfach zu verwenden – ein Ansatz, der nicht nur Ressourcen schont, sondern auch wirtschaftlich zunehmend relevant wird. Unternehmen, die heute in zirkuläre Wasserlösungen investieren, sichern sich nicht nur Versorgungssicherheit, sondern verbessern auch ihre Umweltbilanz.

Gleichzeitig wächst die Aufmerksamkeit für schwer abbaubare Schadstoffe. PFAS, sogenannte «Ewigkeitschemikalien», stellen eine besondere Herausforderung dar. Sie gelangen über industrielle Prozesse, Verpackungen oder Textilien ins Wasser und reichern sich über Jahre hinweg an. Neue Technologien wie Aktivkohlefilter, Ionenaustausch oder Nanofiltration sollen dabei helfen, diese Stoffe zu entfernen. Dass solche Verfahren mittlerweile auch für kleinere Anlagen verfügbar sind, zeigt den technologischen Fortschritt der Branche.

Neben der Technik spielt auch die digitale Steuerung eine immer grössere Rolle. Sensoren messen Wasserqualität, Druck und Durchfluss in Echtzeit. Die Daten werden zentral ausgewertet, um etwa Leckagen frühzeitig zu erkennen oder Wartungen effizient zu planen. So wird aus traditioneller Infrastruktur ein lernendes, vorausschauendes System. Smarte Zähler machen Wasserverbrauch transparenter, helfen beim Sparen und ermöglichen im Krisenfall eine schnellere Kommunikation. Gleichzeitig entstehen digitale Plattformen, über die nicht nur Versorger, sondern auch Städte und Gemeinden den Zustand ihrer Wasserinfrastruktur besser managen können.

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Windmühlen bei Amsterdam. (Bild: Pixabay)

Moderne Wasserwirtschaft ist dabei nicht mehr zwingend an zentrale Netze gebunden. Sie wird flexibler, resilienter und passt sich lokalen Gegebenheiten an. So steigt die Nachfrage nach mobilen und modularen Wasseraufbereitungssystemen, die Versorgungsunternehmen und Industrieunternehmen Flexibilität, Effizienz und geringere Investitionskosten bieten. Diese kompakten, containerisierten Lösungen lassen sich schnell in verschiedenen Szenarien einsetzen, von Notfallmassnahmen bis hin zur vorübergehenden Kapazitätserweiterung.

Geringe Auswirkungen von Zöllen und Trump

Die Unternehmen in unserer Strategie sind lokal tätig und nicht direkt von Zöllen betroffen. Wasser- und Abfallwirtschaft sind parteiübergreifende Themen, und Unternehmen gehen davon aus, dass die Ausgaben für die entsprechende Infrastruktur weiter steigen werden. Der Sektor bietet sowohl kurz- als auch langfristig weiterhin attraktive Anlagechancen. Beispielsweise hat Watts Water Technologies, ein weltweit führender Anbieter von Wasserlösungen für private, gewerbliche und industrielle Märkte, in den letzten zehn Jahren für seine Aktionäre eine annualisierte Rendite von rund 18 Prozent erzielt und damit den Gesamtmarkt übertroffen.

Dies ist auf ein konstantes Gewinnwachstum, steigende Margen und einen robusten freien Cashflow zurückzuführen. Der Fokus des Unternehmens auf innovative Produkte in den Bereichen Sanitär, Heizung, Lüftung, Wasserqualität und Entwässerung hat es ermöglicht, diese überdurchschnittlichen Renditen zu erzielen. Ein Beispiel aus dem soliden Markt für Abfälle ist Republic Services, die in den letzten zehn Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund 23 Prozent erzielten – deutlich mehr als der S&P 500.

Das Unternehmen profitiert von seiner Position als vollintegrierter Entsorger in den USA und bietet stabile Margen, steigende Dividenden sowie kontinuierliches organisches und akquisitorisches Wachstum.
Trotz einiger kurzfristiger Herausforderungen bleiben die fundamentalen Treiber der Branche stark, gestützt durch den Bedarf an kritischer Infrastruktur, technologische Fortschritte und eine zunehmende Fokussierung auf Nachhaltigkeit. Sowohl Wasser- als auch Abfallentsorgungsunternehmen sind gut positioniert, um von diesen Trends zu profitieren, und viele von ihnen setzen Strategien zur Steigerung der betrieblichen Effizienz und zur Verbesserung der Margen um.