Zum Hinschied von Gert De Winter: Nahbar wie kaum jemand anders
Gert De Winter war nie ein spektakulärer oder vollmundiger Ankündigungsminister, wie es in der Finanzbranche so viele gibt. Eher war er ein bodenständiger, aber sensibler und höchst überlegter Unternehmensführer.
Obschon kein Schweizer, verstand er es gleichwohl, sich tief in unsere Mentalität zu versetzen, ohne Anbiederung, dafür mit umso mehr Sachverstand und Einfühlungsvermögen.
Kultur in allen Belangen
Was ihn als CEO unterschied, war sein Fokus auf Kultur, besonders auf Kultur im Unternehmen und damit auch auf eine Arbeitsatmosphäre, die Kreativität und Entfaltung zuliess.
Das will etwas heissen, in einer Branche (die Assekuranz), die per se nicht besonders aufregend sein mag und letztlich auch dem Shareholder-Denken unterworfen ist.
Doch De Winter verstand es, Versicherung als ein zentrales Element unseres Daseins darzustellen – insbesondere die Dringlichkeit, dass gut versichert zu sein, ein wesentlicher und am Ende entscheidender Vorteil im Leben ist.
Ich denke, die Mitarbeitenden der Baloise haben sich unter seiner Führung sehr wohl gefühlt.
Nahbar bis zuletzt
Dieser menschliche, letztlich gesellschaftliche Anspruch, mit dem er all seinen Funktionen nachging, unterschied ihn von jedem anderen CEO, der entweder bloss dem Aktienkurs nachhängt oder nur auf persönliche Vorteile ausgerichtet ist.
De Winter war stets ein nahbarer Mensch und Manager, der auch aufgrund seiner früheren Berufserfahrung als Unternehmensberater immer eine gesunde Distanz zum Tagesgeschäft behielt. Er blieb greifbar. Und das machte ihn so glaubwürdig – und sympathisch.
Seltene News
Umso so schockierender war die Nachricht, dass er an Krebs erkrankt war. Dass er es dann doch schaffte, wieder zu genesen und die Unternehmensleitung zu übernehmen, war eine dieser News, die so selten und umso erfreulicher sind in diesem Geschäft, das ich nun schon so lange verfolge.
Als er sich doch von seinem CEO-Posten zurückzog und davon schwärmte, fortan in seiner engeren Heimat – in Antwerpen – Geschichte zu studieren, um dabei sein Universum nochmals auszudehnen, wusste man, dass da jemand genau das Richtige tat für sich. Man gönnte es ihm umso mehr.
Vorbild für die Finanzbranche
Dass ihn der Krebs nun doch (wieder) heimgeholt hat, ist umso tragischer und traurig. Die Welt verliert in ihm einen grossartigen, vorbildlichen Menschen, von denen es gerade in der Finanzwelt so schrecklich wenige gibt.