EZB will ihre Glaubwürdigkeit bewahren

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den für Sparer und Banken wichtigen Einlagenzins unverändert bei 2,0 Prozent belassen. Während die US-Notenbank Fed am Mittwoch die Leitzinsen zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt hat, bleibt der Rat unter dem Vorsitz der Präsidentin Christine Lagarde damit bei ihrem vorsichtigen Kurs.

Im Zusammenhang mit dem Entscheid betonte sie vor allem das «aussergewöhnlich unsichere Umfeld». Damit meinte sie die geopolitischen Risiken sowie die protektionistische Handelspolitik der USA.

Zwar hatte sich die Inflation in der Euro-Zone zuletzt dem 2-Prozent-Ziel genähert, jedoch bleibt der Preisdruck in Teilbereichen bestehen, wie im Dienstleistungssektor oder in Teilen des Konsumbereichs.

Zinspause bis Ende 2025

Bei einer überhasteten Zinssenkung hätte die Gefahr bestanden, dass am Markt falsche Erwartungen geweckt würden. Die EZB will zudem ihre Glaubwürdigkeit als Verteidigerin der Preisstabilität unter Beweis stellen.

Eine Mehrheit der Volkswirte geht in diesem Jahr von keiner weiteren Zinssenkung mehr aus. Demnach dürfte auch an der Dezembersitzung keine Senkung erfolgen.

Steigende Schulden

Die Konjunktur der Euro-Länder könnte zwar Rückenwind von der Zinsseite gebrauchen, doch die Inflationsbekämpfung bleibt der Hauptauftrag der EZB. Trotz aller Unsicherheiten weist das BIP-Wachstum weiterhin ein leichtes Plus auf.

Hinzu kommen die steigenden Schulden der Euro-Länder. Allen voran sind hier Deutschland und Frankreich zu nennen. Das Deutsche Konjunkturpaket soll zwar vor allem auch Die Wirtschaft ankurbeln, ein nicht kleiner Teil der neu aufgenommenen Schulden dürfte aber nicht in Investitionen, sondern in konsumtive Ausgaben fliessen und damit die Inflation anheizen.

Eine Zinssenkung hätte auch die stark strapazierten Staatsfinanzen etwas entlastet. Mit dem Stillhalten belegt die Euro-Notenbank damit auch ihre Unabhängigkeit.

US-Notenbank stochert im Nebel

Ganz anders waren da die Einschätzungen zu der Zinssenkung in den USA. Hier gab es Stimmen, die auf den wachsenden politischen Einfluss verwiesen. Die Senkung, obwohl die Entscheidungsgrundlage durch die Aussetzung der Makrodaten durch den Staats-Shut-Down mangelhaft war, wird dafür als Anzeichen gesehen. aufgrund des Regierungsstillstandes stochert die Fed im Nebel.

Die US-Notenbank setzte das Zinsniveau um 0,25 Punkte auf eine Spanne von 3,75 bis 4,0 Prozent herab. Die stabile Inflationsrate von 3 Prozent im September hatte der Fed den Spielraum für den Schritt gegeben. «Eine weitere Senkung des Leitzinses bei der Dezember-Sitzung ist alles andere als sicher», sagte Präsident Jerome Powell.

Der Notenbanker verwies dabei auf die geringe Anzahl von Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe. Es fehlen die relevanten Daten für die Ausrichtung der Geldpolitik. Im Offenmarktausschuss divergieren die Meinungen zu weiteren Senkungen offenbar.