Eric Syz würde seinen Job jederzeit abgeben. Trotzdem sitzt der Bank-Syz-Gründer noch fest im Sattel. Warum das so ist, verrät er im zweiten Teil des Interviews mit finews.ch.


Herr Syz, Sie sammeln nicht nur Kunst, sondern auch Banken. Vor zwei Jahren haben Sie die Schweizer Privatbankentochter der Royal Bank of Canada, kurz RBC, übernommen. Ist Syz weiterhin eine Konsolidiererin im Swiss Private Banking?

Wir schauen uns fortwährend nach Übernahmezielen um. Doch die Ausgangslage hat sich seit unserer letzten Akquisition verändert. Banken müssen noch stärker aufpassen, sich nicht zu verzetteln. Wenn sie akquirieren, geschieht in einem ersten Schritt oft genau das.

Hinzu kommt: Die Objekte, die sich noch im Markt befinden, sind meistens schwer verkäuflich. Die Aufräumarbeiten dort wären viel zu aufwändig.

Wie beugt Syz der Verzettelung vor?

Wir konzentrieren uns auf einige Märkte in Europa, Afrika, Lateinamerika sowie auf die Schweiz. Wir wollen nicht mehr als 20 Zielmärkte bearbeiten. Dafür gehen wir dort in die Tiefe. Grundsätzlich gilt, dass ausländische Kunden die Schweiz als sicheren Hafen schätzen.

«Schliesslich steht mein Name an der Tür»

Allerdings müssen wir dazu Inhalt liefern. Afrikanische Kunden sind mindestens so anspruchsvoll wie europäische.

Akquisitionen kosten – erst 2016 kehrte Syz in die Gewinnzone zurück. Wie ist die Gruppe derzeit unterwegs?

Wir sind noch nicht auf Vorkrisen-Niveau angelangt. Aber sowohl Erträge wie auch Neugelder sehen gut aus. Wir sind immer noch daran, ehemalige RBC-Kundengelder herauszunehmen, die nicht zu unseren Kernmärkten passen. Die langfristige Reputation geht den kurzfristigen Einnahmen vor. Schliesslich steht mein Name unten an der Tür.

Mit der RBC-Übernahme hat Syz einen Fuss in die USA gesetzt. Folgt dort ein weiterer Ausbau?

Wir führen weiterhin das SEC-lizenzierte Geschäft mit versteuerten US-Geldern und unterhalten ein Büro in Miami. Aktuell machen wir uns Überlegungen zur langfristigen Strategie.

Die Zürcher Bank Vontobel hat gerade eine Niederlassung in New York eröffnet. Sie zögern?

Das Wachstum ist durchaus vorhanden. Trotzdem gilt es, nochmals Chancen und Risiken abzuwägen. Unser neuer Vermögensverwaltungs-Chef Silvan Wyss kennt die Tücken des Geschäfts sehr genau. Er war vorher operationeller Leiter der Privatbank der Credit Suisse in den USA.

Mit dem kürzlichen Ausbau in München setzt Syz auch stark auf die europäischen Märkte, obwohl die EU in einer inneren Krise steckt. Da sind die Risiken doch noch grösser?

Es geht im Europageschäft um eine Grundsatzfrage. Wenn sie mit institutionellen Investoren in EU-Ländern ins Geschäft kommen wollen, dann müssen sie zwingend über eine Niederlassung vor Ort verfügen.

«Aktive Manager sind ein Garant gegen die Diskriminierung am Kapitalmarkt»

Unser jüngster Standort befindet sich in München, und die übrigen Gesellschaften sind in London, Luxemburg, Frankreich, Italien und Spanien. Im Private Banking können wir wählerischer sein. Wir sind nur in Italien direkt vor Ort, obwohl dieser Markt sehr stark umkämpft ist.

Syz positioniert sich im Asset Management explizit als aktiver Verwalter von Vermögen. Wird sich das angesichts des Erfolgs von Passivprodukten nicht rächen?

Unter institutionellen Investoren gelten passive Investments mittlerweile als der einzig gangbare Weg. Doch sollte der passive den aktiven Markt einst an Volumen überrunden, wäre das Grund zur Sorge. Dies könnte die Grundlage des Kapitalmarktes in Frage stellen, da die passiven Fonds nur noch gemäss ihren Zu- und Abflüssen anlegen.

Dann bewegen sich die Kurse zwar noch – aber nicht, weil Unternehmen für ihren Geschäftsgang belohnt oder bestraft werden. Dafür wird sich die Volatilität wegen des Herdenverhaltens der Indexinvestoren massiv verstärken. Abgesehen davon, dass aktive Manager durchaus ihre Berechtigung haben, sind sie ein Garant gegen die Diskriminierung im Kapitalmarkt.

Sie haben sowohl die Sparte Wealth Management mit Silvan Wyss wie das Asset Management mit Katia Coudray unter neue Leitung gestellt. War eine Blutauffrischung notwendig?

Absolut. Mit Fabian Dufresne, dem Vorgänger von Silvan Wyss, haben wir in den vergangenen fünf Jahren unser Private-Banking-Volumen nahezu verdoppelt und unser Geschäft in neue Märkte ausgeweitet. Nachdem er in Pension gehen wollte, haben wir diese Sparte Silvan Wyss anvertraut.

«Ich will nicht am Sessel kleben»

Katia Coudray haben wir intern mit Erfolg aufgebaut. Dieser Weg ist nicht unbedingt einfacher. Wenn jemand die Karriereleiter hinaufsteigt, stellt sich stets die Frage: Wo nehmen die Leute die Erfahrung mit?

Sie sind mit der Bank Syz mitgewachsen. Stellen Sie sich diese Frage auch selber?

Ich versuche, mich selber weiterzubilden und lasse mich coachen. Und ich bemühe mich, Leute einzustellen, die mindestens so gut sind wie ich. Wenn jemand meinen Job besser erledigt als ich – dann kann er ihn haben.

Bis jetzt war keiner Ihrer Angestellten besser als Sie?

Es war noch keiner so herausfordernd und anspruchsvoll im Geschäft wie ich! Ich will aber auch nicht am Sessel kleben. Ich bin jetzt 60 Jahre alt. Ein Sohn ist bereits im Geschäft. Wer übernimmt, entscheidet die Bank.


Der 60-jährige Eric Syz ist Co-Gründer und CEO der Genfer Syz-Gruppe. Im Jahr 1975 machte er ein Bankpraktikum bei der Zürcher Bank Guyerzeller, bevor er von 1977 bis 1979 bei S.G. Warburg (heute UBS) in London tätig war. Zwischen 1981 und 1984 arbeitete er als Investmentbanker beim US-Finanzkonzern Paine Webber (heute UBS) an der Wall Street. Danach kehrte er in die Schweiz zurück, wo er von 1984 bis 1995 für die Privatbank Lombard Odier tätig war.

Im Jahr 1996 gründete er zusammen mit Alfredo Piacentini und Paolo Luban die in Genf domizilierte Banque Syz & Co. Im Rahmen des Umbaus der Bank und der Verabschiedung von Teilhabern agiert Syz in zwei Stossrichtungen: Im Private Banking und im Asset Management (mit Syz Asset Management). Die Syz-Gruppe verwaltete Ende 2016 mit rund 500 Mitarbeitenden weltweit 36,3 Milliarden Franken.

 

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