Einst aus der Taufe gehoben, um Schweizer Kunden der von den US-Behörden zugrunde gerichteten Bank Wegelin eine neue Heimat zu bieten, ist Notenstein La Roche heute nur noch ein Schatten seiner selbst.

Die Bank, unter dem Dach der genossenschaftlich organisierten Raiffeisen-Gruppe, kam nie richtig auf Touren, selbst wenn die Verantwortlichen dies permanent beteuerten. Solange mit Adrian Künzi ein langjähriger Ex-Wegelin-Partner an der Spitze stand, gab es immerhin noch etwas Kontinuität, selbst wenn es im Innern brodelte. In dieser Konsequenz musste Notenstein an allen Ecken und Enden sparen, während viele fähigen Leute früher oder später von Bord gingen.

Nun verlässt mit Künzi die letzte Galionsfigur das (sinkende?) Schiff, wie auch finews.ch am Donnerstag berichtete. Einerseits erstaunt dies nicht, da auch er irgendwann einmal die Nase voll hatte, andererseits bekräftigte er im Interview mit finews.ch-TV vor einigen Wochen noch sein Engagement und die Geschäftschancen «seiner» Bank. Doch das alles ist nun Makulatur, und zuletzt dürfte Künzi bloss noch gute Miene zum bösen Spiel gemacht haben.

Glanzloser Abschied

Insofern kommt dieser Abgang nicht überraschend, sondern herrschte auch intern immer mehr das Thema rund um die Frage, wie lange macht er (Künzi) es noch? Zuletzt dürfte dies nur noch von der IT-Migration abhängig gewesen sein; ein Mega-Projekt, das dieser Tage abgeschlossen wurde. Und analog zu einem Fussballtrainer dürfte man sich bei Notenstein La Roche – sozusagen nach der WM beziehungsweise nach der IT-Integration – mit Künzi auf einen Abgang geeinigt haben.

Diesen glanzlosen Abschied hat Künzi an sich nicht verdient, denn er zählt zu den treusten Mitarbeitern der früheren Wegelin und der späteren Notenstein; er gilt unter Weggefährten als Mensch mit einem guten Kern und ist gradlinig, auch ambitioniert, aber stets der Sache verbunden. Das hat er bis zuletzt bewiesen – selbst als er unlängst ein Osteuropa-Team an Vontobel auf Geheiss von oben abtreten musste.

Das letzte Tröpfchen

Gut möglich, dass dieser Entscheid das letzte Tröpfchen war, welches das Fass zum Überlaufen brachte. Denn der Abbau auf Raten war für Notensteins Vorwärtsstrategie sicherlich nicht förderlich.

Mit Patrick Fürer übernimmt nun ein «Externer» das Zepter, der erst im vergangenen Juli zur Bank stiess, zunächst als Finanzchef. Zuletzt war er für das US-Institut Morgan Stanley tätig gewesen, das seine Private-Banking-Präsenz in der Schweiz vor einigen Jahren auflöste. Noch zuvor arbeitete Fürer bei der Raiffeisen-Gruppe.

Wealth-Management-Kiosk

Das sagt möglicherweise viel aus über die Zukunft von Notenstein La Roche. Denn unter diesen Prämissen und angesichts der schleppenden Geschäftsentwicklung deutet einiges darauf hin, dass Raiffeisen seine Privatbank in die Gruppe integriert, sozusagen als «Wealth-Management-Kiosk», wie intern kolportiert wird – möglicherweise verbunden mit einer vollständigen Abspaltung des Auslandgeschäfts.

Das würde Sinn machen, könnte doch Raiffeisen so das Kapitel Notenstein La Rochedefinitiv abschliessen und inskünftig doch noch einen Private-Banking-Service für vermögende Privatkunden anbieten. Vor diesem Hintergrund ist Fürer die richtige Wahl als CEO, besitzt er doch einige Erfahrung in der Redimensionierung von Banken und kennt gleichzeitig das Raiffeisen-Imperium aus dem Effeff.

 

 

 

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