Der Kanton Zug hat sich bereits einen Namen als Crypto Valley gemacht. Nun mausert sich eine Gemeinde am Neuenburgersee zum Zentrum für eine Zukunftstechnologie, die fürs Finanzwesen von höchster Bedeutung ist.

Den Machern von Snap im kalifornischen Silicon Valley muss niemand erklären, wo Yverdon-les-Bains liegt. Snap ist Sponsorin der Veranstaltung «Black Alps», die am Mittwoch im malerischen Städtchen am Neuenburgersee beginnt.

Was die Amerikaner nach Yverdon treibt, ist die Angst vor Cyberkriminellen – respektive die Abwehr von Hackern. Dafür hat sich nämlich in der Waadtländer Gemeinde über die letzten Jahre ein Cluster gebildet, wie die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» berichtet.

Exponierte Finanzbranche

Firmen wie Netguardians, Sysmosoft und Strong.codes sind die Aushängeschilder des welschen Kryptografie-Zentrums; Yverdon profitierte dabei vom Know-how der nahe gelegenen École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) ebenso wie von etablierten Unternehmen wie etwa dem Sicherheitstechnologie-Konzern Kudelski.

Während sich der Kanton Zug bereits über die Landesgrenzen hinaus einen Namen als Schweizer «Crypto Valley» gemacht hat, könnte sich das etwas abgelegene Städtchen zum «Cyber-les-Bains» mausern, wie finews.ch findet. Gut möglich, dass Yverdon dem Kanton Zug bald die besten Kryptotalente im Land abspenstig macht.

Denn: Noch weit dringender als digitale Währungen und Blockchain-Geschäftsmodelle ist für Unternehmen die Sicherheit der Daten. Gerade die Finanzbranche gilt als ausserordenlich exponiert. Die Anzahl der Cyberattacken ist hier um 300 Prozent höher als in jedem anderen Wirtschaftszweig.

Swisscom holt sich Software

Bereist sind diverse Attacken gegen Schweizer Banken öffentlich geworden. So wurde 2015 die Genfer Kantonalbank von Hackern erpresst, während die Polizei in Zürich Cyberkriminellen 2016 bei einer weiteren Erpressung eines Geldhauses in die Parade fuhr. Eine vor Jahren auf Schweizer Banken gehetzte Malware findet offenbar immer noch jeden Tag 90 neue Opfer unter der Kundschaft.

Umso gefragter sind die Dienste der Spezialisten vom Neuenburgersee. Wie der Schweizer Telekomriese Swisscom vergangene Woche mitteilte, lanciert er zusammen mit dem Startup Netguardians einen neuen Dienst gegen Cyberbetrug. Die Swisscom zählt rund 170 Schweizer Banken zu ihrer Kundschaft – für die Breitenwirkung der Software aus Yverdon aka Cyber-les-Bains scheint damit gesorgt zu sein.

Bundesbern schickt Abwehrchef

Längst blicken auch internationale Akteure Richtung Westschweiz. So hat die amerikanische Snap offenbar Ende letzten Jahres die Jungfirma Strong.codes übernommen. Allerdings schweigen sich beide Seiten über den Deal aus.

Vielleicht wird an der Konferenz vom Mittwoch mehr darüber zu erfahren sein. In Bern jedenfalls hat man das Cyber-Potenzial des Standorts Yverdon ebenfalls erkannt. Der Bund schickt mit Mauro Vignati seinen «Head of Cyber» als Referenten ans Branchentreffen.

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