«Radicant gibt uns einen zusätzlichen Schub»


Gianmarco Bonaita, was waren die Beweggründe für den Deal mit Radicant? Ging es in erster Linie um die rund 20000 und Kunden?

Wahrscheinlich lässt sich das in einige Kernpunkten zusammenfassen, die für uns entscheidend waren. Erstens: Die hohe Affinität dieser Kundengruppe zu einem reinen Mobile-Banking-Angebot und einer insgesamt anderen Form des digitalen Bankerlebnisses. Das deckt sich stark mit unserem eigenen Modell – auch bei Alpian erfolgt der Hauptzugang über die Mobile App. Gleichzeitig besteht, ähnlich wie bei Radicant, jederzeit die Möglichkeit, mit einer realen Person in Kontakt zu treten.

«Uns ist wichtig, einen nahtlosen Übergang sicherstellen können.»

Zweitens gibt es eine grosse Nähe bei Produkten und Dienstleistungen. Hier können wir unser Angebot sinnvoll ergänzen und Mehrwert schaffen. Drittens ist die Grösse des Kundenstamms für uns gut handhabbar. Uns ist wichtig, dass wir einen nahtlosen Übergang und eine Kundenerfahrung auf unserem Qualitätsniveau sicherstellen können. Die Kombination all dieser Faktoren hat in diesem Fall gut zusammengepasst. 

Wie lange haben die Gespräche gedauert? War es ein langer Prozess?

Aus Alpian-Sicht verlief der Prozess vergleichsweise rasch. Dies ist in solchen Situationen nicht unüblich. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten war jederzeit konstruktiv.

Wie viel zahlen Sie für die Übernahme der Kunden?

Wie Sie wissen, gibt es Informationen, die nicht offengelegt werden dürfen. Finanzielle Belange gehören in diese Kategorie.

War für Alpian die Übernahme der ganzen Tochter der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) nie ein Thema?

Beide Institute sind seit drei bis fünf Jahren im Markt aktiv und weisen gewisse Parallelen in ihren digitalen Banking-Modellen auf. Für uns stand entsprechend die Kundenbasis im Zentrum.

Radicant war stark über nachhaltige Anlagelösungen positioniert. Wie passt das zu Ihrer eigenen Ausrichtung? 

Der Nachhaltigkeitsfokus war bei Radicant immer sehr ausgeprägt. Aber auch bei Alpian spielt Nachhaltigkeit – insbesondere in unseren Investmentlösungen – seit jeher eine wichtige Rolle.

«Unser Ziel ist es, 2026 deutlich über 45’000 Kunden zu kommen.»

Ein Beispiel: In unserer Flaggschiff-Vermögensverwaltungsstrategie, der personalisierten diskretionären Lösung ab 30’000 Franken, geben Kundinnen und Kunden im Rahmen ihres Risikoprofils an, ob sie einen Impact-Schwerpunkt wünschen. Das fliesst direkt in die Portfolio-Konstruktion ein. 

Auch in unseren vorgefertigten diskretionären Strategien ab 2’000 Franken bieten wir einen ESG-Plan an. Aus dieser Perspektive gibt es klare inhaltliche Schnittmengen. Gleichzeitig wissen wir aus der Branche der vergangenen Jahre, wie prägend der Nachhaltigkeitsansatz von Radicant war. 

Wie viele Kundinnen und Kunden werden Sie nach der Migration im April haben? 

Wir haben kürzlich die Marke von 25’000 überschritten und liegen heute sogar bei über 27’000. Radicant bringt rund 20’000 weitere dazu und gibt uns einen zusätzlichen Schub. Unser Ziel ist es, 2026 deutlich über 45’000 Kundinnen und Kunden zu kommen – auch durch organisches Wachstum. Wichtig ist für uns, dass möglichst viele Radicant-Kunden bei Alpian ein neues Zuhause finden.

«2025 das Jahr, in dem Alpian vollständig als Hauptbank nutzbar wurde.»

Einige werden sich vielleicht dagegen entscheiden, und auch dafür gibt es einen geordneten Prozess auf Seiten von Radicant. 

Wie läuft das operative Geschäft in diesem Jahr?

Sehr gut.

Erstens wachsen wir weiter bei Kundenzahlen und Assets. Zweitens war 2025 das Jahr, in dem Alpian vollständig als Hauptbank nutzbar wurde. Neben unserem bisherigen Wealth-Angebot haben wir die dritte Säule lanciert – ein zentraler Baustein im Schweizer Markt – sowie weitere Produkte im täglichen Banking wie das E-Savings-Konto. 

Drittens konnten wir diese strategische Chancen mit Radicant nutzen. Deshalb blicken wir sehr zuversichtlich auf 2026. 

Was ist noch in der Pipeline?

Im kommenden Jahr erweitern wir das Angebot weiter: Eine digitale Lösung für Freizügigkeitsgelder (zweite Säule) ist in Vorbereitung, nachdem wir bereits die dritte Säule umgesetzt haben. Zudem folgen Instant Payments und Twint. Und selbstverständlich entwickeln wir das Nutzererlebnis sowohl in der App als auch in der persönlichen Beratung kontinuierlich weiter.