Die Zunahme der verwalteten Geldern ist auch auf eine in den letzten Jahren forcierte Personaloffensive bei Kundenberatern zurückzuführen.

Das ist zu kurzfristig gedacht. Wir bieten eine attraktive Plattform – insbesondere für gute Private Banker. Diese wollen wir auch gewinnen, denn wir wollen nachhaltig wachsen. Wir engagieren vorzugsweise Senior Private Banker mit einem attraktiven Kundenbuch und einem breiten Netzwerk.

Die sind teuer und nicht einfach zu bekommen.

Dem ist so. Gleichzeitig sind wir ein attraktiver Arbeitgeber, der Entwicklungsperspektiven anbieten kann. Die ZKB Österreich ist eine persönliche und dynamische Bank und stellt einen erfolgreichen Wachstumscase dar. Das kommt uns bei der Rekrutierung zugute.

Konsolidiert auch der österreichische Markt, und wie sieht es mit Akquisitionen aus?

Die Konsolidierung ist auch in Österreich im Gang. Die Banken sehen sich vor weiterer Margenerosion und grossen Kostenblöcken bedingt durch die zunehmende Regulierungsdichte, wie zum Beispiel Mifid II, und Investitionen in die Digitalisierung. Das führt zu einem intensiveren Verdrängungswettbewerb.

«Wir können einen Asset-Deal finanzieren»

Für die ZKB Österreich bietet das Chancen. Durch unsere duale On- und Off-Shore Strategie und unsere Bedeutung für den Konzern sind wir kein Übernahmekandidat. Vielmehr profitieren wir von einer skalierbaren Plattform und soliden Kapitalausstattung. Damit sind wir in der Lage, weiter in gute Beraterteams zu investieren oder einen Asset-Deal zu finanzieren. Wir beobachten den Markt genau und sind interessiert, Gespräche zu führen.

Inwiefern spielen Synergien mit dem Mutterhaus eine Rolle?

Gewisse Kunden möchten aus Sicherheitsüberlegungen ihr Vermögen geopolitisch diversifizieren. Hier können wir mit Beratung und Verwaltung in Österreich und Verwahrung in der Schweiz Hand bieten. Ansonsten ist unser Geschäftsmodell unabhängig von der ZKB in Zürich. Selbstverständlich profitieren wir aber von Erfahrungen und Entwicklungen des Mutterhauses.

Wir betreiben ein lokales Asset Management basierend auf der Expertise von ZKB-Anlagechef Christoph Schenk und seinem Team. Umgesetzt wird diese von unserem lokalen Anlagechef Christian Nemeth. Für Kunden ab 10 Millionen Euro Anlagevermögen begeben wir massgeschneiderte Anlagelösungen unter anderem auch mit Spezialfonds.

Sie haben auch eine Ausbildung als Familientherapeut. Was bringt Ihnen das im Job?

Gute Bankberater zeichnen sich neben der mentalen auch durch emotionale Intelligenz aus – und diese kann geschult werden. Ein guter Berater besitzt Empathie und Respekt für die Träume, Ziele und Anliegen des Kunden, seiner Familie und der nächsten Generation.

«Meditation bringt Klarheit für nachhaltige Entscheidungen»

Das Ausüben der Zen-Meditation gehört zu Ihrem täglichen Ritual. Wie kam es dazu?

Als sechsjähriger Bub habe ich mir die Frage gestellt: Kann der Mensch das Denken abstellen? Das war ein Vorbote. Jahre später kam ich durch Wegbegleiter zur Zen-Meditation. Es ist eines der wenigen Engagements in meinem Leben, die ich ohne klare Vorstellung über die zukünftige Wirkung eingegangen bin.

Und welchen Nutzen ziehen Sie daraus?

Meditation fördert die Empathie, Gelassenheit und Klarheit für nachhaltige Entscheidungen in einer Welt, die uns mit ihrer unglaublichen Informationsflut und Geschwindigkeit stark fordert.


Lucien J. Berlinger ist seit April 2015 CEO der Zürcher Kantonalbank Österreich mit rund 90 Mitarbeitenden. Davor war der gebürtige Zürcher im Private International der Zürcher Kantonalbank (ZKB) tätig und übernahm 2008 die Leitung eines Marktgebietes im Private Banking. Zur Staatsbank stiess der 49-Jährige vor rund 14 Jahren als Verantwortlicher der Strategischen Planung des Konzerns und Mitglied der Direktion. Der Informatik-Ingenieur (ETH und MIT, Boston) startete seine Karriere beim Beratungsunternehmen Accenture, wo er während sieben Jahren in der Strategieberatung von Banken im In- und Ausland tätig war.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.5%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.98%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.07%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.88%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.57%
pixel