Die Privatbank Julius Bär zahlt ihrem Ex-Chef Boris Collardi deutlich weniger Lohn für 2017. Darben muss der künftige Pictet-Partner trotzdem nicht.

Vier Monate ist es her, da versetzte Boris Collardi die Bank Julius Bär und deren Aktionäre in einen Schockzustand. Quasi über Nacht mussten sie vernehmen, dass der umtriebige CEO das Zürcher Traditionshaus verlässt – zu Gunsten einer Partnerschaft bei der Genfer Privatbank Pictet.

In Zürich erhält Collardi nun die Quittung für seinen Aufstieg in den Genfer Finanzadel. Wie Julius Bär am Montag berichtete, wird ihm für 2017 ein Gesamtlohn von 1,72 Millionen Franken überwiesen. Ebenfalls hat Collardi seine Darlehen in der Höhe von 12,1 Millionen Franken bei der Bank getilgt. Im Jahr zuvor hatte der Westschweizer Vollblutbanker 6,5 Millionen Franken verdient.

Zudem muss er Aktienanteile im Wert von mehr als 7 Millionen Franken und noch nicht freigegebene Barauszahlungen an der Limmat zurücklassen. Hingegen wird er bis zum Ende seiner Kündigungsfrist am 31. Mai sein Basissalär weiterhin erhalten.

Anders als an der Wall Street

Unter börsenkotierten Finanzkonzernen – und nicht nur an der Wall Street – ist es üblich, abgeworbene Topmanager mit einem sogenannten «golden handshake» zu begrüssen. Dabei übernimmt der neue Arbeitgeber die Lohnbestandteile, die dem wechselnden Manager wegen seines verfrühten Abgangs bei der anderen Firma nicht mehr ausgezahlt werden.

Zuletzt gab in der Schweiz der «replacement award» in der Höhe von 14,6 Millionen Franken an Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam zu reden. Jene Zahlung also, welche Thiam bei der britischen Versicherung bei Prudential entgangen war, weil er den Arbeitgeber wechselte.

Doch auf den goldenen Willkommensgruss kann sich Collardi bei Pictet nicht verlassen. Das Genfer Institut will sich auf Anfrage von finews.ch nicht zum Salär des neuen Partners äussern. Öffentlich über Löhne zu sprechen: Das gilt unter den verschwiegenen Genfer Bankern als unfein. Dennoch hält Pictet fest: «Die Entlöhnungsmodalitäten bei eigentümergeführten Unternehmen sind grundsätzlich anders als bei börsenkotierten Unternehmen und deshalb nicht vergleichbar.»

Vielfach höheres Salär

Darben muss der 43-jährige Collardi trotzdem nicht. Kennern zufolge dürfte sein Verdienst bei Pictet um ein Vielfaches höher sein als das, was er bei Julius Bär kassierte. Die britische Zeitung «Financial Times» schätzte das neue Salär auf 25 Millionen Franken pro Jahr.

Als Teilhaber kommt Collardi künftig in Genuss von Dividenen; da Pictet sehr solide kapitalisiert ist, dürfte die Bank regelmässig Gewinne an die Eigner ausschütten. Im Jahr 2017 verdiente die grösste der Genfer Privatbanken 522 Millionen Franken auf anvertrauten Vermögen von 462 Milliarden Franken.

Bank streckt die Einkaufssumme vor

Pictet-Partner müssen sich allerdings in die Bank einkaufen, und bei einer Bilanz von 2,6 Milliarden Franken kann dies mehrere Hundert Millionen Franken kosten. Vermittels der sogenannten Kooptations-Lösung schiesst die Bank diese Summe vor, welche die meisten Privatvermögen der Teilhaber bei Weitem übersteigt.

Trotz den Abstrichen beim alten Arbeitgeber und den unkonventionellen Bedingungen am neuen Ort erwarten Collardi unter dem Strich wohl enorme Reichtümer. Schon beim Abgang bei Julius Bär im vergangenen November war sich finews.ch sicher: «Boris Collardi holt Gold.»

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