Liechtenstein überholt die Schweiz im Wettbewerb um Kryptofirmen. Das hat das Fürstentum auch der kleinen Bank Frick zu verdanken. Bei einem Besuch des Instituts in Balzers stösst finews.ch auf Überraschendes.

Wer die Pionierin im europäischen Blockchain-Banking besuchen will, steigt in Roxy Balzers aus. Vorangegangen ist eine viertelstündige Busfahrt von Sargans im St. Gallischen durch das wolkenverhangene Liechtenstein. Das Ziel der Reise liegt dann gleich über die Strasse: Die Bank Frick (Bild unten), ein nüchterner Bau, umgeben von Mehrfamilienhäusern, Gewerbebauten und einem Supermarkt.

Hier hat man vor viereinhalb Jahren begonnen, in Geschäftsmodelle rund um die als bahnbrechend geltende Technologie zu investieren. «Damals», erinnert sich Bankchef Edi Wögerer (Bild ganz unten), «sprach noch niemand von der Blockchain». Das hat sich seither drastisch verändert.

BankFrick 500

Ländle mit Sogwirkung

Heute schauen Krypto-Aficionados aus aller Welt ins kleine «Ländle» an der Grenze zur Schweiz. Liechtenstein ist nämlich drauf und dran, zum wichtigsten Blockchain-Hub Europas aufzusteigen. Das Fürstentum hat ein neues Blockchain-Gesetz in die Vernehmlassung geschickt, das bereits nächsten Sommer abgesegnet werden und die Grundlage für den Aufbau einer «Token-Ökonomie» bilden soll.

Schon jetzt entfaltet die Initiative Sogwirkung. In Liechtenstein spricht man offiziell von rund 100 Kryptofirmen, die sich für den Standort interessieren – darunter offenbar diverse Unternehmen aus der Schweiz.

Zügelgrund für hiesige Kryptofirmen ist dabei nicht nur das Fehlen einer Schweizer Blockchain-Regulierung, sondern vorab der Umstand, dass die meisten Banken hierzulande nicht mit ihnen geschäften wollen. Entsprechend hat der Name der Bank Frick auch im Zuger «Crypto Valley» einen guten Klang: Als erste Bank Liechtensteins zeigte sie sich früh bereit, Dienste für die Krypto-Klientel bereitzustellen.

Woegerer 500

First mover mit kleinen Schritten

«Der first mover in Liechtenstein zu sein, hat sich aus heutiger Sicht als richtig erwiesen und auch ausgezahlt», urteilt Bank-Frick-CEO Wögerer. Die Investitionen habe die Bank bereits wieder eingespielt und arbeite rentabel im Blockchain-Business. Von Anfang an habe man aber stets auf kleine Wachstumsschritte gesetzt. «Das behalten wir auch in Zukunft bei, um nicht von den extrem schnelllebigen Trends im Krypto-Business auf dem falschen Fuss erwischt zu werden», so der Banker.

Wögerer geht der flamboyante Auftritt so mancher Gurus in diesem Business völlig ab. Korrekt in blauem Anzug und unaufdringlicher Krawatte sitzt da ein Regionalbanker, der sich eines Tages entschlossen hat, sein althergebrachtes Angebot in die Fintech-Welt zu übersetzen. Glaubt man seinen Worten, ist das Knochenarbeit.

Bahnbrechende Technologie, manuell

«Wer ein Blockchain-Angebot an den Markt bringen will, muss quer durch die Bank Knowhow aufbauen», erklärt er im breiten Dialekt des Ländles. Dabei seien überraschend viele manuelle Prozesse im Spiel, die Verwahrung von digitalen Devisen etwa funktioniere wie der frühere Aktienhandel, als die Papiere noch bei der Bank eingelagert wurden.

Inzwischen hat die Bank Frick drei Teams im Blockchain-Bereich stehen: In der Begleitung der begehrten Erstausgaben von Token und Coins (ICO), im Brokerage und für die Krypto-Firmenkunden. An der Kundenfront sind insgesamt elf Angestellte tätig.

Es zahlt sich aus

Mit dieser Aufstellung hat die Bank Frick scheinbar aufs richtige Pferd gesetzt. Im vergangenen Jahr kletterten die verwalteten Vermögen um 50 Prozent auf 3,8 Milliarden Franken, davon betrug der Nettoneugeldzufluss 350 Millionen Franken.

Im Zuge dessen erhöhte sich auf der Gewinn von 3,2 auf 6,3 Millionen Franken. Zudem stellt das kleine Geldhaus in Balzers laufend Personal ein– bis Ende Jahr soll die Mitarbeiterzahl auf über 120 steigen. Wie Wögerer berichtet, wohnen auch die meisten seiner Blockchain-Spezialisten im nahen Umkreis der Bank.

Der Verwandte aus Kalifornien

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.69%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.56%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.18%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.05%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.52%
pixel