Immer mehr Geschäftsleute sagen ihre Teilnahme am «WEF in der Wüste» ab. Für Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam präsentiert sich die Lage in Saudi Arabien aber nicht so einfach.

Seit dem Verschwinden des Journalisten Jamal Khashoggi in der Türkei ist für Saudi Arabien endgültig der Lack ab. Kronprinz Mohammed bin Salman, eben noch als weltoffener Modernisierer gepriesen, steht im Verdacht, den Mord an einem Kritiker in Auftrag gegeben zu haben.

Der Rufschaden, den Saudi Arabien deswegen erlitten hat, wirkt sich auch auf die Future Investment Initiative aus. Diese Konferenz, der hochkarätigen Teilnehmer wegen als «WEF in der Wüste» bezeichnet, findet Ende Monat in Riad statt.

Viele Absagen

Mehr und mehr dieser Teilnehmer springen nun allerdings ab. Der CEO von Uber, Dara Khosrowshahi, sagte ebenso ab wie Jamie Dimon, der Chef von J.P. Morgan. Immer noch auf der Liste steht hingegen Tidjane Thiam, der CEO der Credit Suisse. Die Bank wollte die Teilnahme Thiams auf Anfrage von finews.ch nicht kommentieren.

Für die Schweizer Grossbank präsentiert sich eine Absage weniger einfach als für andere Firmen. Denn Thiam sitzt bei der Konferenz im Advisory Board, seine Bank ist einer der Hauptsponsoren. Diese nun etwas heikel gewordene Ehre teilt sich die Credit Suisse, neben saudischen Firmen, mit Mastercard, Siemens und der britischen Bank HSBC (Bild unten).

FII Strategic Partners

Hoffen auf Verschiebung

Lawrence Fink, der Übervater von Blackrock, und Stephen Schwarzman, CEO des Private-Equity-Unternehmens Blackstone, überlegen sich ihre Teilnahme ebenfalls noch, wie die «New York Times» am Montag schrieb. Zusammen mit Dimon hätten die beiden versucht, eine Verschiebung der Konferenz zu erwirken, so das New Yorker Blatt weiter.

Schwarzman, der ebenfalls im Beirat der Konferenz sitzt, und Fink beobachten die Situation, schrieb die «New York Times». Auch Siemens verfolgt die Lage intensiv, habe an den Plänen von CEO Joe Kaeser aber (noch) nichts geändert.

Zweifelhafter Fokus

Thiam findet sich nicht nur im Dilemma, weil die Credit Suisse ein «strategischer Partner» der Future Investment Initiative ist. Saudi Arabien ist auch ein wichtiges Standbein der Bankstrategie im Nahen Osten.

Erst im vergangenen Sommer bestätigte der CS-Chef vor Journalisten, im Königreich weiterhin auf eine volle Banklizenz hinzuarbeiten. Ob der Fokus und die Investitionen in die Öl-Monarchie sich für die Bank auszahlen werden, konnte man schon vor dem vermuteten Mord an Kashoggi anzweifeln.

Abgesagt haben laut «Bloomberg» bisher:

  • Jamie Dimon, CEO von J.P. Morgan
  • Bill Ford, Verwaltungsratspräsident von Ford
  • Bob Bakish, CEO von Viacom
  • Dara Khosrowshahi, CEO von Uber
  • Steve Case, Investor und früherer CEO von AOL
  • Patrick Soon-Shiong, Eigentümer der «Los Angeles Times»
  • Joanna Popper von HP
  • Andy Rubin, der Erfinder des Betriebssystems Android
  • Rodger Novak, ein Mitgründer von Crispr Therapeutics

 

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