Die UBS muss sich einen neuen Chef für die Investmentbank in der Schweiz suchen. Das Zerwürfnis von Marco Illy mit der Credit Suisse vereitelte dessen geplanten Wechsel.

Schon nächste Woche hätte Marco Illy die Leitung des Investmentbanking der UBS in der Schweiz übernehmen sollen. Nun wurde sein Arbeitsvertrag aufgelöst.

«In gegenseitigem Einvernehmen mit der UBS haben wir entschieden, dass ich die Position als Head Investment Banking Switzerland nicht antreten werde», bestätigte Illy gegenüber finews.ch. «Der entsprechende Vertrag wird somit nicht umgesetzt.»

Eine Sprecherin der UBS bestätigte dies ebenfalls. Die Credit Suisse (CS) wollte den Fall nicht weiter kommentieren.

Fehlende Basis für Zusammenarbeit

Illys Arbeitsverhältnis bei der CS endete im September früher als geplant, obwohl der Banker bereits im sogenannten «gardening leave» war, seine Kündigungsfrist also zuhause absass. Ein Grund für die sofortige Kündigung durch die Grossbank war, dass Illy einen ehemaligen Kunden an die UBS verwiesen und damit möglicherweise gegen seinen Arbeitsvertrag verstossen hatte, wie finews.ch damals berichtete.

Nach dem Lärm um diese Geschehnisse war die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit nicht mehr gegeben, wie es aus dem Umfeld Illys heisst. Ein weiterer Faktor sei der Wechsel von Andrea Orcel, dem weltweiten Chef der UBS-Investmentbank, zu Santander gewesen.

Investmentbank bleibt ohne Schweiz-Chef

Illy, der an Orcel und Schweiz-Chef Axel Lehmann hätte rapportieren sollen, sah es nicht mehr als garantiert an, dass er seine Ideen würde umsetzen können. Der Posten ist seit dem Wechsel von Christine Novakovic in die Vermögensverwaltung nicht mehr besetzt. Novakovic führte neben der Schweizer Investmentbank auch das Firmenkundengeschäft hierzulande. 

Stattdessen scheint die UBS zu planen, das Geschäft weiterhin ohne Schweiz-Chef zu führen. Die Leiter der einzelnen Abteilungen im hiesigen Ableger der Investmentbank rapportieren dementsprechend einfach weiterhin an ihre Linienvorgesetzten.

An allen grossen Deals beteiligt

Illy zählte bei der CS über Dekaden zu den Regenmachern im Investmentbanking. Seine mehr als dreissigjährige Karriere bei der Bank gipfelte in seiner Rolle als Chef der Investmentbank in der Schweiz.

Als Spezialist für Börsengänge und Fusionen hatte er meistens seine Finger im Spiel, wenn in der Schweiz grosse Transaktionen anstanden. So hatte er zum Beispiel den Verkauf der UBS-Beteiligung des Bundes durchgeführt oder DKSH, Leonteq, Glencore und weitere Firmen an die Börse gebracht.

Abstieg nach Reorganisation

Er war zudem entscheidend an CEO Tidjane Thiams Plan beteiligt, die Schweizer Einheit der Grossbank an die Börse zu bringen. Diese Idee wurde 2017 zugunsten einer Kapitalerhöhung aufgegeben.

Nach der Restrukturierung unter Thiam wurde Illy unter dem Schweiz-Chef Thomas Gottstein, einem früheren Protegé, zum «Frühstücksdirektor». Er hatte gehofft, bei der UBS noch einmal im operativen Geschäft für Furore zu sorgen.

Was Illy nun als nächstes angehen wird, ist noch offen. Wie zu vernehmen ist, ist er mit verschiedenen Unternehmen im Gespräch und schliesst auch den Schritt in die Selbständigkeit nicht aus.

Nach der Veröffentlichung dieses Artikels sagte Marco Illy gegenüber finews.ch, sämtliche Differenzen zwischen ihm und der Credit Suisse seien bereinigt. 

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