Nach diversen PR-Desastern versucht die britische Neobank Revolut, den Scherbenhaufen zusammenzukehren – doch auch das auf bedenkliche Weise.

Beim britischen Neobanken-Einhorn Revolut brennt das Haus an mehreren Ecken. Neben verschiedenen eindeutigen PR-Fehltritten und mutmasslichen Compliance-Fehlleistungen – über die finews.ch hier, hier, hier und hier berichtete – will das milliardenschwere Unternehmen nun aufräumen.

Vergangenen März stellte Firmengründer Nik Storonsky einen offenen Brief ins Netz, um zuzugeben, dass «wir nicht immer alles richtig gemacht haben, dass wir aber nicht dasselbe Unternehmen mehr sind wie vor zwölf Monaten, als diese Fehler gemacht wurden.» Und weiter: «Wir wollen nicht so tun, als wären wir perfekt. Aber wir wollen es unbedingt sein.»

Der neue Umgang mit Unzulänglichkeiten

Starke Ansage. Aber auch eine, die noch viel bedeutungsvoller wäre, wenn im April nicht bereits die nächsten Unzulänglichkeiten des Unternehmens an die Öffentlichkeit gekommen wären.

So hat Revolut laut dem britischen Tech-Magazin «Wired UK» viele der früher genannten Kritikpunkte keineswegs verbessert. Was jedoch unverkennbar anders ist als in den ersten Monaten der Firma, ist ihre Art, mit Fehlern und mit Kritik umzugehen. Eine Auswahl:

1. Firmenkultur

Am gleichen Tag, als Storonsky den pathosschwangeren Brief auf seinem Blog veröffentlichte, machte sich ein Country Manager des Unternehmens auf dem Blog-Portal Medium Luft: «Jüngste Geschichten in den Medien zeigen eine Revolut-Kultur, die toxisch, feindlich und stressig ist. All dies basiert auf Gesprächen mit verärgerten ehemaligen Mitarbeitern oder unterqualifizierten Bewerbern, die nie die Chance hatten, mit dem Unternehmen zu arbeiten.» Diese seien sowieso über ein Jahr alt. Und überhaupt: «Alles geschrieben von aggressiven Journalisten, die nach Blut dürsten und die Menschen in der Firma belästigen...»

Im Nachgang der auch von finews.ch berichteten Valentinstags-Kampagne wurden interne Nachrichten publiziert, die zeigen, wie sich die Mitarbeitenden des Unternehmens Kritiker verhöhnen. Die Antwort des Unternehmens? Nicht das Problem bei der Wurzel packen, sondern die junge Bloggerin bedrohen, die die Nachrichten veröffentlicht hat. Andere Kritiker werden laut «Wired UK» vom Kommunikationschef von Revolut gleich im sozialen Netzwerk «Twitter» beschimpft.

2. Kritikfähigkeit

Dass Revolut punkto Kritikfähigkeit und speziell in Sachen Fehlerkultur noch einiges aufzuholen hat, zeigt auch der Umgang mit der Online-Enzyklopädie Wikipedia.

So versucht die Neobank laut «Wired UK» konstant, ihren Artikel auf Wikipedia aufzuhübschen und Kritik zu löschen. Dass das mit den Nutzungs-Richtlinien der Seite nicht kompatibel ist, ist hinglänglich bekannt.

3. Einstellungsbedingungen

Eine der ersten Negativmeldungen über Revolut waren die Einstellungsbedingungen. Potenzielle Angestellte hätten erst eine bestimmte Anzahl neuer Kunden mitbringen müssen, bevor sie eingestellt wurden. Laut Revolut hat man so versucht, gleich zu Beginn die Spreu vom Weizen zu trennen. Das Programm sei aber nicht von ganz oben abgesegnet worden, widerspiegle nicht die Firmenwerte und sei darum auch gleich wieder gestoppt worden.

Wenn's denn so wäre. Laut «Wired UK» haben mindestens ein Videograf, ein Finanzanalyst, zwei Designer und ein Anwalt dasselbe erlebt, als sie sich zwischen Januar bis März 2019 bei Revolut bewarben. Der Videofilmer habe ein Konzept für eine künftige «Wealth»-Funktion der Revolut-App erstellen müssen. Der Anwalt sei gebeten worden, Fragen zur japanischen Finanzregulierung zu beantworten, wo Revolut als nächstes die Zelte aufschlagen will.

4. Prioriäten

Storonski schrieb in seinem Brief, man suche derzeit einen Head of People & Culture, der das Unternehmen zu neuen Höhen führt. Laut «Wired UK» ist die Stelle noch vakant. Dafür habe die Neobank eine PR-Firma engagiert und zwei weitere High-Profile-Stellen ausgeschrieben.

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