Der Ex-Credit-Suisse-Banker an der Spitze der Vermögensverwaltung in Europa lässt sich vom Kahlschlag bei der Deutschen Bank nicht beeirren: Claudio de Sanctis will Kunden und Berater hinzugewinnen.

Da plant die Deutsche Bank, weltweit 18'000 Stellen zu streichen, und einer spricht vom Ausbau: Claudio de Sanctis, Leiter der Vermögensverwaltung in Europa und Chef der Schweizer Niederlassung, will in seinem Geschäft angreifen. Gelingen soll das über die Einstellung neuer Kundenberater – und mittelfristig über Zukäufe, sagte der ehemalige Credit-Suisse-Mann zur Agentur «Reuters».

De Sanctis, der Ende 2018 zur Deutschen Bank stiess und alsbald auch das Schweizer Business umkrempelte, weiss schon, wo er als erstes anpackt. Wachstum erhofft sich der Banker bei Unternehmern und reichen Familien in Deutschland, Italien, Grossbritannien, Spanien und Osteuropa, wo die grösste Bank Deutschlands auch physisch präsent ist.

Jet Set und Schwellenländer im Visier

Und natürlich hat der Länderchef Pläne für «seine» Schweiz. Hier will die Deutsche Bank international aufgestellte Familien mit hiesigem Wohnsitz als Kunden gewinnen. Zudem soll mehr aus dem Ruf des Landes als «sicherer Hafen» gemacht werden. In der Schweiz buchen die Deutschbanker etwa Kundengelder aus dem Nahen Osten, Lateinamerika, der Türkei und Israel. Auch von diesen Destinationen erhofft sich de Sanctis Zuflüsse.

Für die Angestellten der Deutschen Bank in der Schweiz dürfte dies darauf hindeuten, dass ihre Jobs einigermassen sicher sind. Dies umso mehr, als ihr Chef nun nochmals betonte, der Konzern habe neben dem Zahlungsverkehr das Geschäft mit reichen Privatkunden als Wachstumsfeld definiert. In Europa sei es dieses Jahr gelungen – nicht zuletzt durch die Anstellung neuer Kundenberater – Neugelder bei jener Zielkundschaft einzusammeln, so der Europachef weiter. Die Höhe der verwalteten Vermögen im europäischen Markt hält die Bank geheim.

Zukäufe möglich

«Wir werden in den nächsten zwei bis drei Jahren beweisen, dass wir organisch wachsen können. Wenn wir diese Glaubwürdigkeit haben, dann werden wir möglicherweise Zukäufe erwägen», zeigte de Sanctis den weiteren Kurs gegenüber der Agentur auf.

Aus seiner Warte als Vermögensverwalter sieht er auch fürs Investmentbanking eine Perspektive. Jenem Geschäft also, wo jetzt das grosse Streichkonzert begonnen hat. «Ich erwarte, dass wir eine Investmentbank haben, die sehr wettbewerbsfähig bleibt für alles, was unsere Vermögensverwaltungs-Kunden in Europa brauchen», sagte er. Die Investmentbanker als Partner in der Betreuung reicher Unternehmer – das ist genau das Modell, welches de Sanctis bereits vorantreibt, wie finews.ch berichtete.

Der Deutschbanker kennt dieses Modell von früher: von der «Unternehmerbank» Credit Suisse.

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