Im Khan-Skandal findet der Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam mit David Herro seinen Unterstützer. Der Anlagechef von Harris Associates hätte allerdings genügend Gründe, mit Thiam unglücklich zu sein.

Steigt der Druck auf Tidjane Thiam, den CEO der Credit Suisse (CS), ist David Herro immer zur Stelle. Der Anlagechef des grössten Investoren der CS ist Thiams grösster Unterstützer ausserhalb der Bank. Mit 5,2 Prozent der Aktien ist Harris Associates bei der CS direkt investiert – weitere Anteile hält die Tochter des Asset Managers Natixis über die Oakmark Fonds.

Herro ist ein Mann der direkten Worte – und diese wählte er neulich wieder in einem Interview mit «Bloomberg TV», als er auf den Skandal um die Bespitzelung von Iqbal Khan angesprochen wurde.

Ein produzierter Skandal

Während der Einsatz von Privatdetektiven gegenüber dem früheren Wealth-Management-Chef der CS unbestritten ist, hält Herro diesen für gerechtfertigt und die Aufregung in den Medien darüber für «komplett übertrieben und unverhältnismässig».

Nicht nur das: Herro äussert den Verdacht, die Story sei von einer PR-Firma gezielt gestreut worden, um einen Skandal zu produzieren. «Ich glaube, das ist die eigentliche Story», so Herro.

Vorwurf der Empörung

In seinem Verdacht dürfte auch mehr als ein Körnchen Wahrheit stecken. Zu viele Informationen gelangten an die Öffentlichkeit, welche niemals das Ergebnis einer journalistischen Recherche hätten sein können. Und manche dieser Informationen waren schlicht falsch – oder übertrieben.

Auch Herros indirekter Vorwurf an die Schweizer Öffentlichkeit, welche sich über den Einsatz von Privatdetektiven gegen den Ex-CS-Manager empört, ist nicht ohne Grundlage. Private Sicherheitsfirmen leben in der Schweiz davon, sich von Unternehmen engagieren zu lassen, die um ihre Geschäftsinteressen fürchten.

Kein Interesse an Aufklärung

Nun wurden weder Khan solche Aktivitäten nachgewiesen noch soll Thiam vom Einsatz der Privatdetektive gewusst haben. Doch der Skandal ist damit nicht vorbei: Die Glaubwürdigkeit des CS-CEO und des -Verwaltungsrats ist angekratzt und noch immer bleibt die Frage, was zum Eklat zwischen Thiam und Khan tatsächlich geführt hat.

Herro und Harris Associates haben keinerlei Interesse an einer weiteren Aufklärung des Falls – zu viel steht auf dem Spiel. Hat der Aktienkurs der CS seit dem Bekanntwerden der Beschattung bereits erheblich gelitten, liegt Harris Associates mit seiner Beteiligung an der zweitgrössten Schweizer Bank ohnehin schon tief im Minus.

Strohhalm am Schwimmen halten

Seit Thiam Chef der CS geworden ist, hat sich der Aktienkurs halbiert. Dies, obwohl Thiam die Bank restrukturiert und – mit der Unterstützung von Harris Associates – rekapitalisiert hat. Herros wiederholte Fürsprache für Thiam scheint unter diesem Licht nicht viel mehr zu sein, als ein Festklammern an einem Strohhalm, den er selber am Schwimmen hält.

Würde Herro sich von Thiam distanzieren, würde dies die Unruhe um die CS und seinem Verluste mit dem Investment nochmals deutlich steigern.

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