Im Khan-Skandal verlangen Grossaktionäre von der Credit Suisse Konsequenzen. Während in den Medien alle schmutzigen Details ausgebreitet werden, schweigt die Grossbank. Sie sitzt auf einer Zeitbombe.

Seit Tagen wird der Beschattungs-Skandal um Iqbal Khan und die Credit Suisse (CS) nicht nur in den Schweizer Medien breit geschlagen. Auch die internationale Finanzpresse liefert regelmässig und genüsslich neue Puzzle-Teile zum Hergang und den Gründen des heftigen Streits zwischen Khan und CS-CEO Tidjane Thiam. Dieser führte dazu, dass die CS ihren zur Rivalin UBS wechselnden Star-Banker mit Privatdetektiven überwachen liess.

Die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) lieferte am Donnerstag das bislang detailreichste und ausführlichste Stück in dieser für die CS, aber auch für den Schweizer Finanzplatz, höchst unangenehmen und rufschädlichen Geschichte.

Ein einfacher Nachbarsstreit

Wie der «Tages-Anzeiger» zuvor, beschreibt das Leibblatt der Schweizer und internationalen Bankerszene, wie es an einer Cocktail-Party in Thiams Haus in Herrliberg an der Zürcher Goldküste im vergangenen Januar zwischen dem CEO und dem Private-Banking-Chef beinahe zu Handgreiflichkeiten gekommen ist.

Der Grund ist ein einfacher Nachbarsstreit und mag lächerlich erscheinen, ist aber Ausdruck der tiefen Rivalität der beiden CS-Alphatiere. Es ging um Bäume, welche Thiams Freundin, eine Bankerin von Morgan Stanley, gepflanzt hatte und welche die Sicht der Khans, die Thiams Nachbarn sind, auf den Zürichsee versperrten.

Erst ausfällig, dann fast handgreiflich

Khan soll während der Party gegenüber Thiams Freundin ausfällig geworden sein, worauf der Chef seinen Mitarbeiter zur Seite nahm und der Krach weiter eskalierte. Thiam hatte sich bereits zuvor über seine neuen Nachbarn beschwert – und zwar bei Verwaltungsratspräsident Urs Rohner. Der CS-Chef fühlte sich durch die zwei Jahre andauernden Bauarbeiten auf dem Nachbargrundstück gestört.

Nach dem Streit rapportierte wiederum Khan diesen an Rohner und den Verwaltungsrat. Möglicherweise hatte Thiam Drohungen ausgesprochen. Der Bruch zwischen den beiden CS-Managern war danach nicht mehr zu kitten und vergiftete das Arbeitsklima am CS-Hauptsitz am Paradeplatz.

Von der Privatsache zur CS-Affäre

Wie von finews.ch bereits berichtet, war es anschliessend Rohner, der Khans Austritt aus der CS und seinen Übertritt zur UBS vereinfachte – womit Thiam erneut düpiert war.

Der Krach an der Party in Thiams Haus erklärt teilweise, warum die CS zunächst die Beschattungsaktion gegen Khan als «Privatsache» beschrieben hat. Doch dann hiess es seitens der Bank, sie habe hinreichenden Verdacht gehabt, ihr früherer Wealth-Management-Chef würde wichtige CS-Mitarbeiter abwerben. Die CS habe darum eine Überwachung Khans durch eine Firma namens Investigo angeordnet.

Damit wurde die «Privatsache» zur CS-Affäre. Und diese handhabt die Grossbank bislang eher schlecht. Anstatt zu informieren, verschanzen sich Bank und VR-Präsident Rohner hinter einer Untersuchung, welche die Anwaltskanzlei Homburger durchführt.

«Man kann die Panik fühlen»

Doch namentlich CS-Aktionäre wollen wissen, ob die Bank angemessen gehandelt hat und wollen Konsequenzen sehen. Je länger der Skandal in der Luft schwebt, desto schwerer leidet der Ruf der Schweizer Grossbank, immerhin der sechstgrösste Wealth Manager der Welt. Die Aktie der CS hat seit Bekanntwerden der Bespitzelung stark nachgegeben.

Die «Financial Times» zitiert einen Grossaktionär, Verwaltungsrat und auch der Regulator stünden unter Druck, klare Verhältnisse zu schaffen. «Das ist ein besonders schwerer Fall. In Zürich tickt eine Zeitbombe und man kann die Panik fühlen. Beide Seiten haben einen Schaden davon getragen, besonders aber die Credit Suisse.»

Der Schuldige muss bezahlen

Der Aktionär habe Rohner und dem Verwaltungsrat deutlich gemacht, sie verlangten nach Erklärungen und klaren Erkenntnissen. «Wer auch immer schuldig ist, muss bezahlen», so der Aktionär gegenüber der «Financial Times».

Es ist demnach ein mögliches Szenario, dass die CS innert Kürze ohne ihren CEO Thiam dastehen könnte. Zeigt die Untersuchung, dass er das Anheuern von Privatdetektiven angeordnet hat, ist der 57-Jährige gefährdet. Dasselbe gilt für COO Pierre-Olivier Bouée, den Vertrauten und langen Weggefährten Thiams.

Das britische Blatt schreibt, Bouée habe als Verantwortlicher für Sicherheit bei der CS den Vertrag mit Investigo unterschrieben.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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