Das Fondsgeschäft der Credit Suisse ist von der einstigen «Wetterecke» zum Zugpferd in der Vermögensverwaltung avanciert. Das könnte am bevorstehenden Investorentag für einiges Aufsehen sorgen.

Nicht von ungefähr bezeichnete finews.ch das Asset Management einst als «Wetterecke» der Credit Suisse (CS) – 2008 etwa standen die Zeichen auf Devestition, als die zweitgrösste Schweizer Bank den Löwenanteil ihres Fondsgeschäfts an die heutige Aberdeen Standard Investments verkaufte. Vier Jahre später lautete das Schlagwort dann Integration: Die Sparte wurde mit dem Private Banking unter der Co-Leitung von Ulrich Meister und Robert Shafir zusammengefasst.

Mit dem Antritt von CEO Tidjane Thiam 2015 war das Führungsduo dann ebenfalls wieder Geschichte bei der Grossbank. Im Asset Management übernahm nach Bob Jain der amtierende Chef Eric Varvel (Bild unten), und auch dieser CS-Veteran zögerte nicht lange mit weiteren Umbauten.

Oft wie ein Wurmfortsatz

Varvel 500

Seit damals wurde es aber eigentümlich ruhig ums Fondsgeschäft. Und wie sich zeigte, gedieh im Schatten der grossen Verwerfungen beim Konzern das Asset Management ausserordentlich gut – wohl mit ein Grund, weshalb es nun explizit Teil einer strategischen Initiative ist. Damit stellt sich unweigerlich die Frage, ob das Business am CS-Investorentag vom kommenden Mittwoch (11. Dezember) in London eine grosse Bühne erhält.

Dies, während das Fondsgeschäft bei anderen Grossbanken oft als eine Art Wurmfortsatz fungiert, um je nach Wetterlage zum Spielball von Fusionsphantasien zu geraten. Prominentestes Beispiel hierzu ist die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, über deren Verkauf immer mal wieder spekuliert wird – Medienberichten zufolge gab es dazu auch Planspiele zwischen der UBS und der Deutschen Bank.

Mehr Neugeld als das Private Banking

«Mein Ziel ist es, das Wachstum unseres Geschäfts weltweit auf disziplinierte Art und Weise voranzutreiben und ein global führender Asset Manager zu werden», hatte Chef Varvel 2016 den Umbau der Sparte seinen Mitarbeitenden erklärt. Das Verdikt zur weltweiten Führung steht noch aus. Punkto Wachstum kann sich das CS Asset Management – kurz CSAM – aber inzwischen sehen lassen.

Anhand der Neunmonatszahlen der vergangenen drei Jahre lässt sich ablesen, dass die verwalteten Vermögen gut 6 Prozent auf 426 Milliarden Franken gestiegen sind. Der Neugeld-Trend über diese Frist ist zwar rückläufig. Aber mit einem Zufluss von 14 Milliarden Franken in den ersten drei Quartalen avancierte die Einheit Varvels 2019 dennoch zum Zugpferd der Division International Wealth Management (IWM).

Zum Vergleich: Das Private Banking zog in derselben Frist «nur» 10,4 Milliarden Franken Kundengelder an Land.

Bei der Profitabilität an der Spitze

Angesichts des Tiefzinsumfelds und der Strukturkrise in der Fondsbranche sind dies beachtliche Werte. Wo das CSAM seine europäischen Konkurrenten zumeist weit hinter sich lässt, ist in der Effizienz. So konnte das Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) über die vergangenen drei Jahre um 5 Prozentpunkte auf 71 Prozent gesenkt werden. Der Vorsteuergewinn kletterte in der gleichen Frist um 23 Prozent auf 336 Millionen Franken – das ist in der «Peer»-Gruppe, also unter vergleichbaren Akteuren, einsame Spitze.

Nicht wegzureden ist, dass der Umbau des Fondsgeschäfts zu Entlassungen führte, die nicht alle ersetzt wurden. Die Mannschaft ist dabei produktiver geworden: Der Ertrag pro Vollzeitstelle verbesserte sich in dieser Zeit um 7 Prozent.

Dem Druck standgehalten

Das ringt auch kritischen Beobachtern wie dem erfahrenen Vontobel-Analysten Andreas Venditti Anerkennung ab. «Es trifft zu, dass sich das Asset Management in den letzten Jahren gut entwickelt hat. Dies gerade auch im Gegensatz zur Gesamtbranche, die stark unter der Verschiebung von aktiven zu passiven Investments leidet», urteilt der Branchenbeobachter.

Seiner Meinung nach hat sich die Fondssparte jenem Druck bis zu einem gewissen Grad entziehen können, da sich die CS traditionell auf Alternative Anlagen und Nischen fokussiert.

Tatsächlich hebt sich die CS mit Fonds, die sich etwa mit Zukunftstechnologien, mit neuen Märkten wie China oder mit dem Negativzinsumfeld befassen, vom breiten Feld ab. Des Weiteren sollen im Fondsgeschäft bis Ende 2020 rund 100 Milliarden Franken nach nachhaltigen Kriterien investiert sein.

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