Die Credit Suisse setzt sich ambitionierte Ziele im Bereich Nachhaltigkeit. In nur wenig mehr als einem Jahr will sie einen beachtlichen Teil ihrer investierten Gelder nach ESG-Kriterien anlegen.

Viele Kunden der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS), die nicht genau wissen, wo sie ihr Geld überall investiert haben, erschrecken heftig, wenn sie von ihrem Kundenberater erfahren, dass ein Teil ihres Geldes in ganz und gar nicht nachhaltigen Firmen investiert ist.

Solche Diskussionen kommen wohl noch öfter auf Marisa Drew und ihr Team zu. Denn die ehemalige Investmentbankerin, die von CS-CEO Tidjane Thiam 2017 zur Leiterin Impact Advisory and Finance ernannt wurde, will schon bald einen respektablen Teil der Vermögen der Bank nach den sogenannten ESG-Kriterien (Umwelt, Gesellschaft und Governance) anlegen, wie sie am Freitagvormittag vor den Medien verkündete.

Bis Ende Oktober sollen es 20 Milliarden Franken der verwalteten Vermögen im Asset Management, Ende 2020 sogar 100 Milliarden sein, die nachhaltig investiert sind. Bei gesamten verwalteten Vermögen im Bereich Asset Management von 414 Milliarden Franken wäre das rund ein Viertel.

Der Markt wächst

Damit prescht die Bank nun auch in einem Bereich vor, der gerade starken Aufwind erlebt. Impact Investing gilt unter Vermögensverwaltern als das «Must Have»-Thema schlechthin, um eine jüngere Kundengeneration anzuziehen; die Schweiz hat ihre Chance ergriffen und sowohl Zürich als auch Genf gehören zu den Top-20 der Finanzplätze, die sich mit diesem Geschäftsfeld befassen, wie aus einem jährlichen Ranking von Z/Yen hervorgeht.

Die Nachfrage zeigt sich auch in den Zahlen: Wurden 2012 weltweit noch 13,2 Billionen Dollar nach ESG investiert, waren es laut «Global Sustainable Investment Review» 2018 bereits 30,7 Billionen, was einem Wachstum von 133 Prozent in sechs Jahren entspricht. In der Schweiz stiegen die nachhaltigen Investitionen laut der diesjährigen «Swiss Sustainable Investment Market Study» ähnlich beeindruckend. Die Summe der Gelder von Institutionellen Investoren in der Schweiz stieg von 238,2 Milliarden 2017 auf 455 Milliarden im letzten Jahr.

Nachhaltigkeit ist relativ

Konkret hat die CS vier Stossrichtungen definiert, um ihr Asset Management nachhaltig zu machen. Eine davon ist beispielsweise das «Negative Screening», bei dem Firmen je nach Gusto des Kunden nach vordefinierten Nachhaltigkeitskriterien aus dem Investitionsprozess ausgeschlossen werden können.

Gleichzeitig führt die Bank auch ein komplexes Reporting-System ein, damit potentiellen Investoren glasklar aufgezeigt werden kann, wie nachhaltig eine Investmentmöglichkeit ist. Beziehungsweise diese Entscheidung schlussendlich auch selber treffen können, denn wie Marisa Drew erklärte, liegt Nachhaltigkeit sehr häufig im Auge des Betrachters: «Ist der Elektroautohersteller grün oder braun?» 50 Prozent ihrer Kunden seien der Meinung, Tesla sei unbestreitbar ein grünes Investment, da das Produkt der Unternehmung ja letztendlich Elektroautos sind, womit der Verbrauch von fossilen Treibstoffe deutlich gesenkt werden kann.

Aber: «Die andere Hälfte findet hingegen, dass für jedes heute produzierte Elektroauto eine Batterie benötigt wird. Und Batterien benötigen Inhaltsstoffe, die aus extrem umweltschädlichen Minen stammen. Und wer hat jetzt recht?» 

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