Die grösste Wette von Rajiv Jain sind aktuell Finanztitel. Selber hat der Star-Fondsmanager der Schweizer Bank Vontobel vor vier Jahren den Rücken gekehrt.

Rajiv Jain (Bild unten) ist gebürtiger Inder und wurde mit Schwellenland-Investments berühmt. Doch in seinem Vertrauen in die hiesige Finanzbranche ist er wohl standhafter als mancher Europäer.

«Im Moment», sagte der Star-Fondsmanager gegenüber dem Branchenportal «Citywire» (Artikel bezahlpflichtig), «liegen die Leitzinsen in Industrieländern bei Null». Aber in den letzten 30 Jahren seien die Zinsen wohl öfter gestiegen als gesunken. «Und wenn sie wieder steigen» so die rhetorische Frage Jains, «was geschieht dann mit der Ertragskraft der europäischen Banken?»

Jain 500

«Alte weisse Männer» in der Fondsbranche

Laut dem Bericht bilden Finanzwerte inzwischen die grösste Sektorwette von zwei Flaggschiff-Fonds von GQG Partners, jener amerikanischen Fondsboutique, die Jain nach seinem Austritt bei der Schweizer Bankengruppe Vontobel 2016 gründete. Dort hatte er als Co-Chef des Aktienteams nach eigenen Angaben 15 Fonds mit 50 Milliarden Dollar Vermögen geleitet; sein unbestrittener Erfolg beim Schweizer Traditionshaus war damals auch von einer gewissen Kapriziosität begleitet. Sein Abgang erwies sich für die Schweizer dann als schmerzhaft.

Jain ist auch bekannt für seine Kollegenschelte – gegenüber «Citywire» zog er auch diesmal gegen sein eigenes Metier vom Leder. Das Asset Management, sagte er, werde von «alten weissen Männern» dominiert. Es fehle an innovativen Ideen. Alles werde der Stabilität geopfert, und der Gedankenprozess bei Fondshäusern gleiche dem Ausstechen von Keksen mit einer Form.

Konstant in den Rückspiegel blicken

Und dennoch schlägt Jains Herz derzeit für Finanzwerte. Immerhin habe er mit Banken in den letzten 25 Jahren «sehr gut» verdient, wie er zu bedenken gibt. Neben Schwellenland-Instituten sind GQG Partners auch bei einigen amerikanischen Banken investiert. In Europa favorisiert er ausserdem Börsenbetreiber und Versicherer.

Dass viele Anleger das seit der Finanzkrise ganz anders sehen als er, schreckt den Fondsstar nicht ab. Denn aus seiner Sicht sind es eben die anderen, die Unrecht haben: «Das ist der klassische Fall von Leuten, die beim Fahren konstant in den Rückspiegel blicken.»

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