Der ehemalige CEO der Credit Suisse, Tidjane Thiam, soll am Präsidentenamt in der Elfenbeinküste interessiert sein. So sondiert er laut Medienberichten schon vor, ob seine Kandidatur Chancen hätte.

Die Nachricht sorgt in Internetforen, in denen sich Fans und Anhänger des geschassten CEO der Grossbank Credit Suisse (CS) tummeln, für Furore: Tidjane Thiam gleist seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten seiner afrikanischen Heimat – der Elfenbeinküste – auf, dessen Wahl im kommenden Oktober stattfindet.

Das berichtet die afrikanische Nachrichtenseite «Africa Intelligence» (Artikel bezahlpflichtig). So habe Thiam in den letzten Tagen einigermassen diskret mit zwei ehemaligen Präsidenten telefoniert: Zum einen mit Laurent Gbagbo, einem potenziellen Kandidaten der Front Populaire Ivoirien bei den Präsidentschaftswahlen im Oktober, und mit Henri Konan Bédié, dessen Planungsminister Thiam 1999 war und der unter dem Banner der Demokratischen Partei der Côte d'Ivoire (PDCI) kandidieren will.

Ausserdem soll Thiam auch den Premierminister der Elfenbeinküste und ebenfalls Präsidentschaftskandidaten Amadou Gon Coulibaly angerufen haben.

Familie vor Ort eingespannt

Alle diese Telefonanrufe dienen anscheinend nur einem Zweck: Thiam klärt die Fronten und geht mit seinen politischen Konkurrenten auf Tuchfühlung, um abschätzen zu können, wie die Chancen einer allfälligen Kandidatur seinerseits stehen.

Laut «Africa Intelligence» geht der Stratege Thiam dabei noch einen Schritt weiter und hat in der früheren Hauptstadt der Elfenbeinküste und immer noch Regierungssitz des Landes, Abidjan, ein Team auf die Beine gestellt, das seine Popularität bei lokalen Vertretern aus Politik und Wirtschaft eruieren soll. Das Team soll namentlich aus seiner Schwester Yamousso Thiam, der ehemaligen Sonderberaterin für die Präsidentschaftsmuseen des Landes, seinem Bruder Abdel Aziz Thiam, dem ehemaligen Transportminister der Elfenbeinküste und seinem Neffen Ismaël Thiam bestehen.

Vor zwei Jahren hatte Thiam noch offiziell dementiert, ein Kandidat für das Präsidentenamt zu sein. Damals war er allerdings auch noch CEO der CS.

Schuldenstillstand gefordert

Auf seinem Instagram-Profil hat sich Tidjane Thiam auch schon auf Afrika ausgerichtet. Er schrieb dort schon vergangene Woche, er setze sich nun dafür ein, dass Afrika einen erheblichen Schuldenerlass erhält und die fiskalischen Anreize dann auch umsetzt, die notwendig sind, um die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuell herrschenden Coronakrise abzumildern.

Am gestrigen Dienstag berichtete die britische «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig), Thiam sei einer von mehreren prominenten Afrikanern, die auf ein zweijähriges Moratorium für 115 Milliarden Dollar afrikanischer Staatsschulden im Besitz des privaten Sektors drängen.

Beruflich hat sich Thiam seit seinem Abgang bei der CS bereits neu orientiert. Nach kurzer Funkstille wurde er als Verwaltungsrat des französischen Modekonzerns Kering nominiert, wie finews.ch damals berichtet hat. Am 23. Juni findet die Generalversammlung von Kering statt, die ursprünglich auf den 23. April angesetzt war, aber wegen der Coronakrise verschoben wurde. 

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