Der frühere Star-Private-Banker der Credit Suisse ist angetreten, um beim australischen Vermögensverwalter AMP aufzuräumen. Jetzt strauchelte sein treuester Weggefährte über sein Benehmen gegenüber Mitarbeiterinnen.

Das kurze Statement von Alex Wade hat den skandalumwitterten australischen Vermögensverwalter AMP erneut erschüttert. Letzte Woche benachrichtige der für den Heimmarkt zuständige Manager die rund 6’000 Angestellten des Finanzunternehmens, er ziehe sich zurück, um «über mich selber nachzudenken und über die Beziehungen, die mir persönlich wichtig sind».

Dies, nachdem sein Chef Francesco De Ferrari ihn kurz zuvor in einer Krisensitzung zum Rücktritt aufgefordert hatte, wie das Branchenblatt «Australian Financial Review» berichtete. Der Grund: Wade ist Mitarbeiterinnen offenbar zu nahe getreten und soll Bilder mit eindeutigen Inhalten verschickt haben.

Ein halbes Dutzend AMP-Angestellte hatte sich deswegen gar an die Presse gewandt.

Ein Skandal zu viel

Für De Ferrari war es ein Skandal zu viel. 2018 war der damalige Chef des Private Banking der Credit Suisse (CS) in Asien als Aussenstehender auf den Chefposten bei AMP berufen worden, um aufzuräumen. Nach einem riesigen Finanzskandal war das Institut von der Aufsicht gezwungen worden, sein Geschäftsmodell neu auszurichten und Millionen an Schadenersatz an Kunden zu zahlen.

Wade sollte De Ferrari dabei helfen: Noch 2018 hat letzterer seinen einstigen Stabschef bei der CS in Singapur zum australischen Vermögensverwalter geholt.

Doch nun erwies sich Weggefährte Wade für AMP nur noch als Belastung. Aufgrund der Vorfälle sei De Ferrari «am Boden» zerstört, berichtete die Zeitung «The Australian» (Artikel bezahlpflichtig). Gegenüber dem Personal machte der Ex-CS-Banker nochmals deutlich, dass gegenüber solchen Entgleisungen Nulltoleranz gelte.

Selber ein Auge zugedrückt?

De Ferrari muss sich allerdings vorwerfen lassen, jüngst selber ein Auge zugedrückt zu haben. Anfang vergangenen Juli betraute er Boe Pahari mit der Leitung des Kerngeschäfts Asset Management – obwohl dieser wegen sexuellen Übergriffen zuvor mit einer Busse von 500’000 Dollar belegt worden war. Catherine Brenner, die frühere Präsidentin von AMP, kritisierte De Ferrari zudem kürzlich in der Öffentlichkeit, weil er zu wenig Frauen in der Geschäftsleitung geholt habe.

Das alles lässt darauf schliessen, dass finews.ch nicht soweit daneben lag, als das Finanzportal anlässlich der AMP-Ernennung vor zwei Jahren fragte: «Welcher Teufel hat De Ferrari da geritten?»

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