Der erfolgreichste Schweizer Online-Händler, Roland Brack, hätte als Privatkunde der Neuen Aargauer Bank gerne auch Dienstleistungen der Credit Suisse beansprucht. Doch solche seien ihm nie angeboten worden.

Für den Schweizer Unternehmer Roland Brack und Gründer der Online-Handelsfirma brack.ch ist das Verschwinden der Neuen Aargauer Bank (NAB) schmerzlich, wie er am vergangenen Dienstag am Branchentalk Banken in Bern erklärte. Gleichentags hatte die Credit Suisse (CS) mitgeteilt, ihre Regionalbanken-Tochter in den Konzern zu integrieren, wie auch finews.ch berichtete.

«Ich bedauere den Entscheid für den Aargau», erklärte Roland Brack gegenüber finews.ch. Als Aargauer, der im Fricktaler Dorf Bözen aufwuchs, sei er ein zufriedener Kunde dieser Bank gewesen – und werde wohl zur CS wechseln. «Ich werde künftig die volle Breite der CS-Leistungen nutzen können.»

Er habe sich früher allerdings immer gewundert, warum ihm die NAB keinerlei zusätzliche Finanzdienstleistungen der Grossbank CS, also der Muttergesellschaft, angeboten habe.

Der schweizerische Jeff Bezos

Noch überraschender war an dem Anlass, den die beiden Online-Medien schweizeraktien.net und finews.ch am Dienstag veranstaltet hatten, Bracks Feststellung, dass er bisher kein Kunde der CS selber gewesen sei. Dies ist umso mehr verwunderlich, zumal er zu den derzeit erfolgreichsten Unternehmern der Schweiz gehört, jener Zielgruppe also, auf die es mittlerweile alle Banken abgesehen haben.

Der 48-jährige Brack ist das schweizerische Pendant zum Amerikaner Jeff Bezos, der den Online-Handelskonzern Amazon gründete und dank seines unternehmerischen Erfolgs heute mit einem geschätzten Vermögen von umgerechnet etwa 145 Milliarden Franken der reichste Mann der Welt ist.

Bald an der Milliardengrenze angelangt

Ganz so wohlhabend ist Brack – mit geschätzten 160 Millionen Franken an persönlichem Vermögen – nicht. Doch sein gesamtes Online-Handelsimperium, die Competec Gruppe, verzeichnet seit seinen Ursprüngen 1994 – notabene auf dem Estrich des Elternhauses in Bözen gegründet – ein stetiges Wachstum mit einem Jahresumsatz, der dieses Jahr die Milliarden-Marke deutlich übertreffen dürfte.

Die Coronakrise respektive der Lockdown im vergangenen Frühjahr bescherten der Firma tatsächlich einen nie dagewesenen Schub, bestellten doch Herr und Frau Schweizer unfassbare Mengen an Verbrauchsgütern. «Anfangs haben wir uns noch darüber gefreut, bis wir merkten, dass bei bestimmten Produkten selbst wir der Nachfrage nicht mehr gewachsen waren», so Brack. «Es ist bis heute unvorstellbar, wie viel WC-Papier bestellt wurde. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet.»

Nicht besonders stolz

Er räumt aber auch selbstkritisch ein: «Es macht mich nicht stolz, Gewinner einer Krise zu sein.» In den riesigen Lagerkapazitäten im luzernischen Willisau hat brack.ch mittlerweile rund 200'000 Artikel an Lager und beliefert damit sogar andere Online-Händler wie Galaxus. «Wir sind ein Anbieter eines kuratierten Sortiments», präzisiert Brack, der schon in seiner Schulzeit eine Anwendung zum Büffeln von Französisch-Vokabeln programmierte und in einem Computerladen jobbte.

Während seiner Berufslehre zum Elektromechaniker beim Energie- und Technologie-Konzern ABB begann er, für Freunde und Verwandte Computer zusammenzubauen und mit entsprechenden Einzelteilen zu handeln. Nach abgeschlossener Lehre trat er ein Elektrotechnik-Studium an. 1994 gründete er studienbegleitend die Einzelfirma Brack Consulting.

Die grösste Passion

Damit wollte er Studierende mit Büchern beliefern, wobei das Zusammensetzen von Computern seine grösste Passion blieb und bald zur wichtigsten Ertragsquelle seines Unternehmens avancierte. Im Jahr 1997 schaltete er dann unter der URL brack.ch die erste Version seines Onlineshops auf. Der Rest ist Geschichte.

Dass die CS seit einigen Jahren auf die Digitalisierung setzt, und was sich zuletzt am vergangenen Dienstag auch mit der Ankündigung eine Vielzahl von Filialschliessungen zeigt, ist für den Unternehmer Brack durchaus nachvollziehbar, hat er doch mit seiner Online-Firma diese Entwicklung schon viel früher erkannt – und konsequent auf die Transformation der Geschäftsmodelle aber auch der Kundenbedürfnisse gesetzt.

In der Höhle der Löwen

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(Pressebild, zvg)

Doch trotz Big Data, Künstlicher Intelligenz und Business Analytics hat es die CS nicht geschafft, das Potenzial ihres bisherigen NAB-Kunden zu erkennen und ihn mit zusätzlichen Finanzdienstleistungen (der CS) zu beliefern, was wiederum einmal mehr dokumentiert, dass die Bankbranche im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen definitiv nicht zu den Vorreitern in der digitalen Vernetzung gehört.

Mit dem Potenzial von Geschäftsmodellen befasst sich Brack auch noch anderweitig. Seit Anfang 2019 sitzt er in der Jury (Bild oben) der viel beachteten TV-Sendung «Die Höhle der Löwen», wo er als einer von fünf Investoren Startups beurteilt, um sich dann an den vielversprechendsten zu beteiligen.

Politik nicht so sein Ding

«Ich will Unternehmertum fördern», begründet er seinen Gang ins Rampenlicht des Showgeschäfts. Dies sei ihm ein grosses Anliegen, und das TV-Format sei ein ideales Mittel dazu, da viele junge Leute und Familien diese Sendung verfolgen würden. «Politik ist weniger mein Ding», ergänzt Brack mit einem Schmunzeln.

«Pragmatisch vorwärts gehen anstatt perfekt still zu stehen», so lautet das Credo dieses Unternehmers, der trotz seines enormen unternehmerischen Erfolgs den Boden unter den Füssen nie verloren hat.

Geradezu nüchtern beurteilt er auch seine Erfahrungen der vergangenen Monate und stellt fest: «Einen genau solchen Lockdown werden wir kein zweites Mal mehr erleben.» Darum sei es auch schwierig, Lehren aus dieser Krise zu ziehen. «Beim nächsten Mal werden wir andere Massnahmen treffen müssen», sagt Brack.

 

 

 

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