Die Folgen der Integration der Neuen Aargauer Bank in die Grossbank Credit Suisse werden allmählich sichtbar: Die Kunden laufen der CS in Scharen davon. Davon profitieren die anderen Banken in der Region.

«Wir sprachen zu meiner Zeit über diese Idee», sagte Oswald Grübel, der zwischen 2003 und 2007 CEO der Credit Suisse (CS) gewesen war, Ende August der «Aargauer Zeitung». «Wir kamen aber zur Überzeugung, dass ein solcher Schritt nicht klug wäre.» Es ging dabei um die Integration der Neuen Aargauer Bank (NAB) in die CS.

Warum nicht klug? Eine eigenständige und Identität stiftende Bankmarke lässt sich nicht durch austauschbare Bankdienstleistungen ersetzen, wie finews.ch ebenfalls Ende August berichtete; die «Suisse», welche die CS in ihrem Namen trage, mag für einen NAB-Kunden, dem der «Aargau» im Namen seiner Bank wichtig ist, keinen Ersatz darstellen.

Erzwungener Paradigmenwechsel

Das bestätigt sich nun: Der bald nicht mehr existierenden NAB laufen die Kunden in Scharen davon. Und gehen zum Beispiel zur Aargauischen Kantonalbank (AKB), deren Schalter am Bahnhofplatz in Aarau keine 70 Meter von der NAB entfernt sind.

Der Kundenaufmarsch ist offenbar so gross, dass sich die AKB zu einem Schritt gezwungen sieht, den die wenigsten Banken für ihre Retail-Kunden bisher getan haben: Sie öffnet ihre Türen neu Samstags, jedenfalls bis Ende Oktober. In einer Mitteilung schrieb die AKB am Donnerstag, sie reagiere damit auf die unerwarteten Veränderungen auf dem Bankenplatz Aargau und dem damit verbundenen starken Anstieg der Kundenfrequenzen. 

Nun mag die samstägliche Öffnung auch ein reiner Marketing-Gag sein.

Das Gewerbe hat Angst

Doch den erhöhten Ansturm von NAB-Kunden spürt auch die Hypothekarbank «Hypi» Lenzburg. Dort sagt Roger Brechbühler, Leiter Privat- und Firmenkunden auf Anfrage von finews.ch: «Wir verzeichnen in den letzten Tagen ganz klar eine erhöhte Nachfrage von NAB-Kunden bei uns und konnten Stand heute neue Konten im dreistelligen Bereich eröffnen.»

Vor allem von Gewerbetreibenden höre die Bank oft die Befürchtung, dass sich mit dem Ende der NAB die Konkurrenzsituation auf dem Bankenplatz so verändern könnte, dass nur noch ein grosser Player übrigbleibe.

Dies könne sich zum Nachteil der Gewerbekunden auswirken, so die Befürchtung, wenn ein ausreichender Konkurrenzkampf nicht mehr gewährleistet wäre. Brechbühler: «Wir teilen diese Meinung und bringen uns deshalb in diesen Tagen speziell auch bei Gewerbe- und Firmenkunden proaktiv ins Spiel. Für die Hypothekarbank Lenzburg ist dies eine Chance, weiter zu wachsen.»

Keine Änderungen?

Leid des einen, Freude des anderen: die CS scheint im Aargau nun jedenfalls auf dem absteigenden Ast. 200'000 Kundenbeziehungen stehen auf dem Spiel. Jetzt ist die Frage, wie sich die Grossbank im Kanton halten will. Sie hat bereits am Tag der Bekanntgabe verkündet, dass sich für Kunden der NAB bis auf Weiteres keinerlei Änderungen ergeben würden.

Zumindest ein Teil der Kundschaft scheint sich so nicht beruhigen zu lassen. Doch damit hat die Credit Suisse rechnen müssen. Oswald Grübel hat es jedenfalls getan.

Die CS richtete aus, sie beobachte «kein verändertes Kundenverhalten seit der Ankündigung des Zusammengehens der beiden Banken. Die Bank sei mit den Kunden, die Fragen zur Zusammenführung der NAB mit der Credit Suisse haben, im engen Kontakt. Die CS sei davon überzeugt, dass die Kunden das breite Lösungsangebot nutzen würden.

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