Erstmals seit sechs Jahren verzeichnet die Deutsche Bank wieder einen Jahresgewinn. Auch der zum Chef der Internationalen Privatbank aufgestiegene Ex-CS-Banker Claudio de Sanctis machte Boden gut.

624 Millionen Euro Gewinn, davon 113 Millionen Euro als den Aktionären direkt anrechenbarer Überschuss: Erstmals seit 2014 beendete die Deutsche Bank ein Geschäftsjahr in den schwarzen Zahlen. Geholfen hatte zum einem der Handelsboom im Coronajahr 2020, anderseits vermochte die grössten Bank Deutschland erste Früchte der Restrukturierung zu ernten, wie das Geldhaus am Donnerstag mitteilte.

Claudio de Sanctis, der 2018 von der Credit Suisse (CS) zum Institut stiess, hat sich seither als wahrer «Rising Star« erwiesen. Wie auch finews.ch berichtete, übernahm er letzten Juni das internationale Geschäft mit 3,4 Millionen Firmen-, Retail- und Private-Banking-Kunden – die neue Internationale Privatkundenbank – samt damals 250 Milliarden Euro an verwalteten Vermögen.

Viel Neugeld eingesammelt

Diese Bank in der Bank vermochte im Jahresverlauf Boden gut zu machen. Einschliesslich des Private Banking in Deutschland verminderte die Sparte den Vorsteuerverlust von 279 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 124 Millionen Euro.

Ebenfalls konnten de Sanctis Private- und Firmenkunden-Banker einiges an Neugeld einzusammeln. Im Auslandsgeschäft flossen der Einheit 9,5 Milliarden Euro zu, zuhause im deutschen Wealth Management 5,5 Milliarden Euro. Insgesamt stiegen damit die verwalteten Vermögen der Sparte auf 272 Milliarden Euro an. Und: trotz aggressivem Personalausbau blieben auch die Kosten gedeckelt. Als Ziel galt bisher, bis 2021 rund 300 zusätzliche Kundenberater an Bord zu holen.

Rückstellungen mehr als verdoppelt

Doch es gab auch Schatten. So haben sich die Restrukturierungs-Kosten für die Privatkundenbank verdoppelt, und die Rückstellungen für mögliche Kreditverluste verdoppelten sich auf rund 711 Millionen Franken. Bereits vergangenen Herbst kündigte de Sanctis an, das Tempo bei der Vergabe von Lombardkrediten zu drosseln.

Dieses «Lending» wurde auch unter dem früheren Private-Banking-Chef der Credit Suisse, Iqbal Khan, mit dem de Sanctis als Europachef eng zusammengearbeitet hatte, forciert. Mittlerweile entfallen rund 10 Prozent des Kreditbuchs der Deutschen Bank auf die Vermögensverwaltung.

Schweizer strotzen vor Kraft

Trotz der Aufholjagd de Sanctis’ zeigt sich für den Italiener, dass er den Grössen des Swiss Private Banking noch hinterherhinkt. Sowohl die hiesige UBS wie auch die pure-play-Privatbank Julius Bär strotzen derzeit vor Kraft und mussten im Lending nicht kürzer treten.

Doch der Deutschbanker hat 2020 erst eine Etappe erreicht und wird den Schweizer Häusern dicht auf den Fersen bleiben – und sie wohl auch weiterhin mit der Abwerbung von Kundenberatern piesacken.

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