Im Geschäft mit Hedgefonds dreht die Credit Suisse ein grosses Rad – und büsst nun im Archegos-Debakel bitter dafür. Im Boom-Business mit Spacs-Mantelfirmen ist die Grossbank gar weltweit die Nummer eins.

Im Prime Brokerage hat es die Credit Suisse (CS) als einzige europäische Bank unter die Top 5 geschafft – nach einem aktuellen Ranking der Analysefirma Preqin direkt hinter Wall-Street-Grössen wie Bank of America Merrill Lynch, J.P. Morgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Die dominante Position hat sich im Debakel um die US-Finanzfirma Archegos dieser Tage bitter gerächt. Neuesten Schätzungen zufolge müssen sich die CS-Investmentbanker im lukrativen Business mit Hedgefonds bis zu 4 Milliarden Dollar ans Bein streichen.

Gegen die Wand gedrückt

Die hart erkämpfte Position unter den alles beherrschenden US-Grossbanken hat sich damit als Achillesferse entpuppt; Medienberichten zufolge haben die amerikanischen Institute ihr noch grösseres Gewicht im Fall Archegos knallhart ausgespielt und im Eiltempo riesige Mengen von der Firma als Sicherheiten hinterlegte Aktien auf den Markt geworfen. Kleinere Akteure wie die Schweizer CS und UBS, die Deutsche Bank und die japanische Nomura wurden gegen die Wand gedrückt.

Nicht unter den grössten, sondern schlicht der grösste Anbieter von Diensten ist die CS jedoch im boomenden Geschäft mit Spac-Mantelfirmen.

Die auch als Blankoscheck-Gesellschaften bekannten Special Purpose Acquisition Companys (Spacs) gehen auf Vorrat an die Börse, um private Unternehmen zu kaufen, die so quasi über die Hintertür kotiert werden.

Treiber der Investmentbank

Vergangenes Jahr sammelten die US-Spacs bei Investoren mehr als 70 Milliarden Dollar ein. Seit Jahresbeginn gab es wiederum mehr als 100 neue Listings weltweit. Zentrum des Booms ist die Wall Street in New York. Erste Kotierungen gab es auch in Frankfurt und Amsterdam – in der Schweiz warten die Sponsoren auf grünes Licht von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma).

Laut der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) hielt die Schweizer Bank im New-York-lastigen Spac-Business zuletzt einen Anteil von 16,7 Prozent, was wesentlich zum hohen Verdienst der Investmentbank im letzten Jahresviertel 2020 beigetragen hat: Die Erträge im Kapitalmarkt-Geschäft der CS verdoppelten sich beinahe auf 843 Millionen Franken.

Bankchef Thomas Gottstein hat in diesem Monat darauf verwiesen, dass die Investmentbank im Januar und Februar den Ertrag zum Vorjahr um 50 Prozent zu steigern vermochte.

US-Börsenaufsicht verschickt Briefe

Analysten schätzen, dass die Dienste für Blankoscheck-Firmen künftig bis zu 10 Prozent zum Gewinn des gesamten Bankkonzerns beitragen könnten. Mit Blick auf die leidvolle Erfahrung mit Archegos muss das zu Denken geben. Denn der Spac-Boom gerät zusehends in die Kritik und neuerdings auch ins Fadenkreuz der Regulatoren.

So hat sich die US-Börsenaufsicht SEC hat sich in Briefen an diverse Investmentbanken vor Ort gewandt und diese aufgefordert, Informationen zu deren Spac-Business zu übermitteln. Die freundliche Aufforderung hat ausgereicht, um ein Kursbeben bei den an US-Börsen kotierten Spacs auszulösen.

Eine Folge des billigen Geldes

Auch «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) stellte nun die Frage, was mit der marktführenden Position der CS geschieht, sollte der Boom bald abflauen oder gar ins Gegenteil kippen. Die Agentur verweist dabei aufs Tiefzinsumfeld, das es aus Investorensicht überhaupt erst interessant macht, Gelder bis zu zwei Jahre lang in Spacs-Firmen zu parken: «Wenn die Flut der geldpolitischen Lockerungen dereinst zurückgeht – auf wie viel Risiken wird die Credit Suisse sitzenbleiben?»

Spacs zahlen, wenn sie kein Übernahmeziel finden, die investierten Gelder zwar an die Aktionäre zurück. Wenig werthaltige Akquisitionen, klagefreudige Investoren, neue Regularien und das Damoklesschwert einer Börsenbaisse lassen jedoch erahnen, dass auch das Spac-Geschäft nicht ohne seine Gefahren ist. Die Bank, die am meisten Blankoscheck-Unternehmen begleitet (und deshalb wohl auch Spac-Aktien auf den Büchern hat), muss da wohl mit dem einen oder anderen faulen Ei rechnen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.64%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.49%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.29%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.15%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.44%
pixel