Die IT-Kosten der Schweizer Banken sind in den letzten fünf Jahren zweistellig gestiegen. Mit Innovation hat das nur teilweise zu tun – sondern viel mit dem Kampf ums Überleben.

Im Prinzip haben die Schweizer Banken in den vergangenen Jahren genau das Richtige getan. Sie haben ihre IT-Budgets deutlich erhöht und Millionen in die Digitalisierung gesteckt. Wie das Beratungshaus Itopia anhand einer Umfrage bei 29 Schweizer Instituten festgestellt hat, stiegen die IT-Kosten im Zeitraum von 2015 bis 2019 bei den Retailbanken um 20 Prozent. Bei den Privatbanken waren es gegen 17 Prozent.

Itopia stellte zudem fest, dass sich die IT-Budgets in der Bankenbranche über diesen Zeitraum angepasst haben. Die Banken würden ihre Aufwendungen für die Informatik im Gleichschritt erhöhen, «weshalb man sich in guter Gesellschaft befindet», schreibt Felix Buschor, Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen in Zug in einem Blog-Beitrag.

Digitalisierung kompensiert Ertragsrückgänge

Doch wo bleiben die sichtbaren Effizienzgewinne und Erlössteigerungen im Zuge der Digitalisierungsstrategien? Sie sind – bislang – kaum ersichtlich. Es gibt dafür zwei Hauptgründe: Die Margen sowohl im Zins- als auch im Anlagegeschäft sinken. Die Digitalisierungs-Fortschritte würden bislang demnach nur dazu dienen, strukturelle Ertragsrückgänge zu kompensieren.

Der zweite Grund: die IT-Budgets erhöhten sich nicht allein im Zuge der Innovations- und Digitalisierungsanstrengungen. Sie entspringen vielmehr der Notwendigkeit, die alten IT-Systeme zu modernisieren und am Laufen zu halten. «Bei Weitem nicht alle Aufwendungen für die Informatik sind auch mit Innovationen verknüpft», schreibt IFZ-Professor Buschor.

IT-Ausgaben fürs Überleben

Demnach ist ein erheblicher Teil der IT-Budgets unter «Cost of Doing Business» abzubuchen. Sprich: die Erhöhung der IT-Ausgaben sind schlicht eine strategische Notwendigkeit, um zu überleben. Sie seien zudem nötig, um mit der Konkurrenz mitzuhalten und so die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen, die Attraktivität der eigenen Bank zu erhalten und den Marktanteil zu sichern.

Gelingt beides – die veralteten Legacy-Systeme in Stand zu halten und mit einem anderen Teil des IT-Budgets in Innovationen zu investieren – geht für die Banken die Rechnung auf. «Die IT-Kosten können so lange steigen, wie dies die Ertragslage der Banken erlaubt, was nicht zuletzt voraussetzt, dass die getätigten Aufwendungen für die IT die erhoffte Wirkung entfalten», schreibt Buschor.

Fintechs senken den IT-Kosten-Benchmark

Doch warnt er davor, die übrigen Entwicklungen auf dem Finanzplatz zu ignorieren. Denn Fintech-Player fordern die traditionellen Banken heraus, gewinnen von ihnen Marktanteile und unterbieten sie mit einer massiv tieferen IT-Kostenbasis. Startups bauen ihre IT auf der grünen Wiese und tragen keinen schweren «IT-Legacy»-Rucksack.

Buschor schreibt, dass die Fintechs daran sind, einen neuen Benchmark bezüglich IT-Kosten zu setzen, und zwar unabhängig vom Erfolg der Neobanken. Hat der immer höher werdende IT-Kostenblock in den letzten Jahren den IT-Managern kein Kopfzerbrechen bereitet, könnten sehr rasch wieder andere Zeiten anbrechen, so Buschor.

Kostenkontrolle ohne Ende

In denen werde der Erfolg einer Bank auch in hohem Mass vom IT-Kostenblock abhängen. Die Herausforderung bestehe künftig darin, die Digitalisierung voranzutreiben und die IT-Kosten unter Kontrolle zu halten.

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