Credit Suisse-Chef Thomas Gottstein will aus dem Desaster um Archegos und Greensill die richtigen Lehren ziehen. Von den Kundinnen und Kunden verlangt er Geduld. Bis Ende Jahr soll die strategische Neuausrichtung stehen.

Höchste Priorität in den kommenden Monaten haben für Credit Suisse-CEO Thomas Gottstein die Barauszahlungen an die Anlegerinnen und Anleger aus den Greensill-Supply-Chain-Finance-Fonds. «Wir haben schon zwei Drittel ausgezahlt und werden diesen Weg weitergehen», sagte der CS-Chef an einer virtuellen Konferenz am Donnerstag. Das soll im dritten Quartal 2021 abgeschlossen werden. «Wir werden alles tun, um die Gelder einzutreiben.»

Unsicherer sieht es bei den geleisteten Krediten an die Firma GFG Alliance des Stahlmagnaten Sanjeev Gupta sowie an die Baufirma Katerra und den Kohleförderer Bluestone. «Hier führen wir sehr aktive Gespräche.» Eine endgültige Lösung könne jedoch Monate, wenn nicht Quartale dauern, so Gottstein. Auch bei den Versicherungen rechnet er nicht mit schnellen Zahlungen. «Wir sind dabei, die Forderungen einzureichen.»

Bereinigt ein solides Ergebnis

Gottstein bleibt jedoch Optimist. «Wir können und werden stärker daraus (aus der Krise) hervorgehen,» gibt er sich kämpferisch. Positives zieht er auch aus dem Geschäftsgang des zweiten Quartals. «Die bereinigten Ergebnisse waren solide, die Risikopositionen wurden proaktiv vermindert und die Kapitalquote gestärkt», betonte der CS-Chef. Bereinigt sei der Vorsteuergewinn von 1,3 Milliarden Franken das beste Ergebnis der vergangenen Jahre.

Fluktuation im ersten Halbjahr: 5 Prozent

Das Geschäft soll weiter gestärkt werden. »Wir investieren weiterhin in Mitarbeitende und Technologie in der Vermögensverwaltung, insbesondere in der Region Asian-Pazifik sowie im Asset Management und in der Investment Bank.»

Gottstein gab dabei auch einen Überblick über die Entwicklungen im Personalbereich. «Die Personalfluktuation in den ersten sechs Monaten des Jahres war nicht anders als im Schnitt in den vergangenen sieben Jahren», betonte er. In der Investment Bank, habe die Anzahl neuer Mitarbeitender die Personalabgänge sogar überstiegen.

Laut der Präsentation betrug die Fluktuation im ersten Halbjahr rund 5 Prozent der Gesamtzahl der Mitarbeitenden. Nur im vergangenen Jahr hatte sich dieser Wert deutlich abgeschwächt, offenbar eine Folge der Corona-Pandemie.

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