Der chinesische Künstler Ai Weiwei ist bei der Credit Suisse nicht mehr erwünscht. Nach einem schweizkritischen Interview hat die Grossbank das Konto seiner Stiftung, die sich der freien Meinungsäusserung widmet, geschlossen.

Die Credit Suisse (CS) hat das Konto der Stiftung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei geschlossen. Die CS habe ihm den Schritt bereits im Frühling 2021 angekündigt, weil er in Übereinstimmung mit der neuen CS-Politik stünde, alle Konten von Personen zu schliessen, die einen Strafregistereintrag hätten.

Das schrieb Ai Weiwei, der zurzeit in Portugal lebt, in einem Beitrag auf der Seite «Artnet». Das Management der CS habe ihn Ende vergangenen Juni erneut angerufen. Das Konto werde nun sobald als möglich geschlossen.

Scheinheilige Schweiz und KZ-Vergleich

In dem Gespräch habe das CS-Management als weiteren Grund explizit ein Interview genannt, welches Ai Weiwei wenige Tage zuvor der Nachrichtenseite «20Minuten» gegeben hatte. Darin bezeichnete der Künstler die Banken als Handlanger Chinas und die Schweiz und ihren Menschenrechtsdialog als scheinheilig.

Die Verbote in der Schweiz, eine Burka zu tragen und Minarette zu bauen, seien genauso beschämend wie Konzentrationslager in Nazi-Deutschland, sagte der 63-Jährige.

Ai Weiweis Stiftung widmet sich Themen der freien Meinungsäusserung und Kunst.

CS und ihre China-Interessen

In dem Artnet-Beitrag zog Ai Weiwei über die CS her. Der vermeintliche Strafregistereintrag sei ein Vorwand. Er sei in China nie formell angeklagt gewesen. Die CS verfolge in China Geschäftsinteressen und nutze ihre politischen Verbindungen, schrieb er, indem er unter anderem eine Busse erwähnte, welche die CS in den USA zahlen musste, weil sie gezielt Verwandte von hochrangigen Politikern angestellt hatte.

Es sei zudem kein Geheimnis, dass hochrangige Offizielle in China versteckte Konten bei der CS hätten. Ai Weiwei erwähnte auch den Holocaust-Vergleich von 1996, der auch die CS miteinbezogen hatte und frühere Beziehungen der Grossbank zu Kunden im Umfeld des alten Nazi-Deutschlands.

All dies hatte Ai Weiwei aber nicht gestört, als er 2016 das Stiftungskonto bei der CS eingerichtet hatte. Der Künstler war vor gut zehn Jahren in einen Konflikt mit der kommunistischen Regierung geraten und sass 2011 während 81 Tagen in Haft. Dies CS kommentierte die Konto-Schliessung nicht.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.1%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.76%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.48%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.24%
pixel