Wer gehofft hatte, dass die Bank ihren eigenen Bericht zu den Greensill-Lieferkettenfonds und den Verantwortlichkeiten im eigenen Haus mit den Zahlen zum dritten Quartal Anfang November auf den Tisch legen würde, wird nun enttäuscht.

Bei der Credit Suisse (CS) wird es wohl länger dauern als geplant, bis der Greensill-Bericht veröffentlicht wird. Offenbar führen die aufsichtsrechtlichen Untersuchungen und die laufenden Ermittlungen, die in der vergangenen Woche zu einer Razzia am Hauptsitz in Zürich geführt hatten, zu Verzögerungen.

Das berichtet die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Montag unter Berufung auf Kreise. Der Bericht sei verschoben worden, da sich die Bank auf eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten vorbereiten würde.

Noch nicht fertig

Die CS hatte gehofft, die Ergebnisse der von ihr in Auftrag gegebenen Untersuchung, die von Deloitte und der Schweizer Anwaltskanzlei Walder Wyss durchgeführt wurde, im Rahmen der Ergebnisse des dritten Quartals im kommemden Monat zu veröffentlichen, wie mit den Plänen vertraute Personen berichten.

Dieser Termin wird jedoch nicht eingehalten werden können. Der Bericht sei noch nicht fertiggestellt, nachdem die CS durch eine Razzia am Hauptsitz in Zürich in Bedrängnis geraren war.

Vor zwei Wochen wurden Dokumente im Zusammenhang mit der strafrechtlichen Untersuchung der Staatsanwaltschaft Zürich über die Aktivitäten von Greensill beschlagnahmt. Dabei geht es offenbar um die Art und Weise, wie die Fonds der CS, die die umstrittenen Kreditprogramme des britischen Unternehmens finanzierten, verwaltet und vermarktet wurden.

Aufsichtsrechtliche Untersuchungen

Die CS hatte im März eine Reihe von Lieferketten-Fonds im Wert von 10 Milliarden Dollar ausgesetzt. Wegen dem Greensill-Fall laufen aufsichtsrechtliche Untersuchungen in der Schweiz, Grossbritannien und den USA.

Obwohl sich die strafrechtliche Untersuchung in der Schweiz derzeit nicht gegen die CS richtet, befürchten einige leitende Angestellte der Bank, dass die Ermittlungen ausgeweitet werden könnten, wie die Quellen berichten.

Viele verärgerte Anleger

Ein Entwurf des Greensill-Berichts sei am vergangenen Wochenende an einer Verwaltungsratssitzung der CS diskutiert worden. Dabei sei es auch um die Frage gegangen, wie sich der Greensill-Bericht auf die Bemühungen zur Rückerstattung der Greensill-Kredite, Versicherungsansprüche und Klagen von Fonds-Kunden auswirken werde.

«Viele verärgerte Anleger sind der Meinung, dass die CS ihnen die Fonds falsch verkauft hat», sagte eine an den Planungen der Bank beteiligte Person. «Die rechtlichen Fragen werden eher zivilrechtlicher als strafrechtlicher Natur sein.»

70 Prozent wieder eingesammelt

Von den 10 Milliarden Dollar, die in den Greensill-Fonds ausgesetzt wurden, konnten bisher 7 Milliarden Dollar eingezogen worden. Laut CS dürften 2,3 Milliarden Dollar nur schwierig zurückzubekommen sein.

In der vergangenen Woche hatte die Bank erklärt, sie sei bei weiteren 400 Millionen Dollar nicht zuversichtlich die Gelder vollständig zurück zu erhalten, die an eine Reihe von Kleinunternehmen verliehen worden waren.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.46%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.27%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.21%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.5%
pixel