Die Zürcher Kantonalbank hat die Nachfolge von CEO Martin Scholl geregelt. Die Wahl ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine grosse Überraschung.

Urs Baumann wird per 1. September 2022 Vorsitzender der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank (ZKB) – der neue CEO der grössten Schweizer Staatsbank. Dies hat der Bankrat des Instituts am Donnerstagnachmittag entschieden. Baumann folgt auf Martin Scholl, der das Amt 15 Jahre lang ausgeübt hat.

Wie Bankrats-Präsident Jörg Müller-Ganz gegenüber finews.ch erklärte, hat sich der 54-jährige Baumann in einem mehrstufigen und kompetitiven Auswahlverfahren gegen knapp 50 Kandidatinnen und Kandidaten durchgesetzt. Der Prozess wurde von der auf Grossbanken spezialisierten Kadervermittlerin Egon Zehnder begleitet.

Der Mitteilung vom Donnerstag zufolge ist Baumann die richtige Person, um die zukünftigen Herausforderungen für die Bank anzugehen.

Kein Interner, kein Grossbanker, keine Frau

Dennoch ist die Wahl eine Überraschung. In der 150-jährigen Geschichte der ZKB haben immer «Eigengewächse» die Bank angeführt. Vorgänger Scholl war bereits als Lehrling zum Institut gestossen. «Insofern ist dies ein historischer Augenblick», kommentierte Müller-Ganz.

Anderseits hätte man erwarten könnten, dass der politisch zusammengesetzt Bankrat auf die erste Frau an der Spitze der kantonseigenen Bank drängt – oder, dass die als systemrelevant eingestufte ZKB einer Person mit Grossbanken-Erfahrung den Vorzug gibt.

Baumann blickt stattdessen auf eine facettenreiche Karriere und auf über drei Jahrzehnte an Erfahrung in der Finanzbranche zurück. So amtete der an der Universität St. Gallen und Harvard ausgebildete Ex-McKinsey-Berater als der erste Chef von Swisscard, der Kreditkarten-Tochter der Credit Suisse.

Zeitweilig diente er bei der Bank Barclays in London, wurde dann mit der eigenen Firma 3Horizons zum Unternehmer, avancierte später zum Chef der Zürcher Bank am Bellevue, die er 2015 abrupt verliess.

Peter Wuffli als Mitgründer

Im selben Jahr initiierte er mit den Partners-Group-Gründern Urs Wietlisbach und Alfred Gantner sowie mit dem Ex-UBS-CEO Peter Wuffli die Vermögensverwalterin Blue Earth Capital in Zug. Die operative Führung der auf Impact-Investments spezialisierten Firma wird Baumann mit seinem neuen Amt bei der ZKB abgeben.

Gegenüber finews.ch erklärte Baumann, von der Anfrage der Staatsbank selber überrascht gewesen zu sein. «Ich arbeitete mich dann durch die Geschäftsberichte und lernte ein höchst spannendes Unternehmen kennen.» Bei der Staatsbank will er nun auch das «leidenschaftliche Unternehmertum» einbringen, das er von anderen Stationen seiner Karriere her mitbringe.

Zwischen Wehmut und Freude

Der Wechsel von Blue Earth Capital zur ZKB sei für ihn selber mit Wehmut verbunden, so Baumann. Gleichzeitig sei es eine sehr grosse Ehre und Freude, die Staatsbank leiten zu dürfen. Mit diesem Gefühlsmix ist Baumann am Donnerstag vor die Belegschaft des Instituts getreten.

Der designierte Bankchef wird bereits am 1. Juni nächsten Jahres zur ZKB stossen, wo er über drei Monate unter anderem von seinem Vorgänger ans neue Amt herangeführt wird.

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Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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