Für Martin Scholl war es die letzte Jahresbilanz-Präsentation an der Spitze der Zürcher Kantonalbank. Er musste sich nicht verstecken.

Das nennt man einen Abschied nach Mass: Martin Scholl, CEO der Zürcher Kantonalbank (ZKB), kann im letzten vollen Geschäftsjahr unter seiner Ägide eine Reihe von Rekorden vorweisen – und damit das Zepter mit bestem Gewissen in die Hände seines designierten Nachfolgers Urs Baumann übergeben.

In den mehr als 14 Jahren an der Spitze hat er die ZKB mit ruhiger Hand durch manche Turbulenz gesteuert und eine solide Basis für die Zukunft geschaffen.

Wachstum erfordert Anstrengungen

Die grösste Kantonalbank der Schweiz kann auf ein sehr gutes Geschäftsjahr 2021 zurückblicken, wie auch finews.ch am Freitag berichtete. «Das im Vorjahr erzielte starke organische Wachstum war trotz des guten Marktumfeldes keine Selbstverständlichkeit», sagte Scholl an seiner letzten Jahresbilanz-Präsentation (nur virtuell) vor den Medien.

«Wachstum ist kein Selbstläufer und erfordert Anstrengungen», betonte der ZKB-Chef weiter. Wichtig seien das Produktangebot und die Vertriebsleistung, sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkunden gewesen.

Turbulente Jahre

Als Scholl im Sommer 2007 den Chefposten bei der ZKB übernahm, konnte die Bank ebenfalls auf ein Rekordjahr zurückblicken. Jedoch auf einem komplett anderen Niveau. Im Zeitraum 2006 bis 2021 wuchs die Bilanzsumme von 95 Milliarden Franken auf 192 Milliarden Franken, und das Eigenkapital stieg von 6,8 Milliarden Franken auf 12,7 Milliarden Franken. Die risikogewichteten Aktiva und die Liquidität erhöhten sich deutlich. Der Gewinn erreichte im Vorjahr 2,54 Milliarden Franken, verglichen mit 2,18 Milliarden Franken vor 15 Jahren.

Dabei sollte man auch nicht vergessen, welch tiefgreifenden Krisen in diesem Zeitraum den Banken das Leben schwer machten: Finanz- und Euro-Krise, der starke Franken, Negativzinsen oder in den vergangenen zwei Jahren die Corona-Pandemie. Verglichen mit anderen Instituten konnte die ZKB viele Klippen offensichtlich besser umschiffen.

Schweizer Universalbank mit internationalem Charakter

In den vergangenen 14 Jahren entwickelt sich die ZKB definitiv zu einer Schweizer Universalbank – mit internationalem Charakter allerdings; so unterhält sie beispielsweise auch Büros in Singapur, Peking, Mumbai und Sao Paulo.

Spätestens mit der Übernahme des Asset Managers Swisscanto 2015 veränderte sich die Ertragsstruktur deutlich, was den Anteil des Kommissionsgeschäfts am gesamten Einnahmemix erhöhte.

Langfristige Zinsbindung

Und mit Blick auf die Zeit nach ihm zeigt sich Scholl optimistisch, dass das Staatsinstitut gut im Fahrwasser liegt. Die Wirtschaft der Schweiz sei in der Lage sich selbst zu regulieren, und die Konjunktur gehe derzeit wieder Richtung Trendwachstum. Die Inflation sei zwar hartnäckig, werde aber nur temporär Einfluss haben, zeigte er sich überzeugt. Und das Ende des Negativzinsumfelds sei «good news», so der ZKB-Chef.

Auch in Bezug auf mögliche Gefahren im Hypothekargeschäft gab sich Scholl überraschend unbesorgt. Der Grossteil der Kundschaft habe eine langfristige Zinsbindung und der Immobilienmarkt im Kanton Zürich weise weiter eine hohe Nachfrage auf.

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