Die US-Staatsanwaltschaft spricht von einem massiven Betrugs- und Manipulationsprogramm, welches das US-Finanzsystem beinahe in Gefahr gebracht hätte.

Die US-Behörden haben Bill Hwang, Gründer des zusammengebrochenen Family Office Archegos Capital Management, am Mittwoch festgenommen und wegen organisierter Kriminalität, Betrugs und Marktmanipulation angeklagt. Ihm drohen laut der Anklage des amerikanischen Justizministeriums (Department of Justice DoJ) im Falle einer Verurteilung maximal mehr als 100 Jahre Haft.

In der am Mittwoch veröffentlichten Anklageschrift werden der 58-jährige Hwang und der ehemalige Finanzchef Patrick Halligan beschuldigt, Archegos als «Instrument der Marktmanipulation und des Betrugs» mit «weitreichenden Folgen für andere Teilnehmer an den Wertpapiermärkten der Vereinigten Staaten» eingesetzt zu haben.

 Gegen 100 Millionen Dollar Kaution frei

US-Staatsanwalt Damian Williams beschrieb den mutmasslichen Betrug als von historischer Tragweite, wie das «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet. Zudem sagte Williams, die Angeklagten und ihre Mitverschwörer hätten die Banken belogen, um Kredite in Milliardenhöhe zu erhalten, die sie dann dazu nutzten, den Aktienkurs börsenkotierter Unternehmen in die Höhe zu treiben.

Hwang und Halligan plädierten vor einem Bundesgericht in Manhattan auf nicht schuldig. Ein Bundesrichter liess Hwang gegen eine Kaution von 100 Millionen Dollar und Halligan gegen eine Kaution von 1 Million Dollar frei. Hwangs Anwalt Lawrence Lustberg sagte in einer Erklärung, dass sein Mandant völlig unschuldig sei, und dass es keinerlei Beweise dafür gebe, dass er irgendein Verbrechen begangen habe.

Der ehemalige Hedgefonds-Manager stimmte Reisebeschränkungen zu, die seine Bewegungsfreiheit auf New Jersey, Connecticut, und Teile von New York beschränken. Er gab an, seinen Pass verloren zu haben, und versprach, keinen neuen zu beantragen.

SEC leitet Zivilklage ein

Scott Becker, der bei Archegos für das Risikomanagement zuständig war, und William Tomita, der Chefhändler des Family Office, wurden ebenfalls wegen ihrer Beteiligung an der angeblichen Verschwörung angeklagt. Nach Angaben des Justizministeriums haben sie sich schuldig bekannt und arbeiten mit der US-Regierung zusammen.

Parallel dazu hat die Börsenaufsichtsbehörde SEC am Mittwoch eine Zivilklage gegen Archegos und Hwang eingereicht. Sie erklärte, dass im März 2021 die Derivat- und Aktienpositionen von Archegos in ViacomCBS mehr als die Hälfte der frei handelbaren Aktien des Unternehmens ausmachten.

Die Pleite der New Yorker Finanzfirma hat bei renommierten Banken, darunter auch bei der UBS und der Credit Suisse, vergangenes Frühjahr zu Verlusten in Milliardenhöhe geführt. Von allen involvierten Banken wurde die CS mit Verlusten von über 5 Milliarden Dollar am stärksten getroffen.

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