In der Schweiz wird heftig und emotional darüber gestritten, ob die UBS nach der Übernahme der Credit Suisse zu gross geworden ist. In den USA hat die Übernahme der First Republic Bank durch J.P. Morgan ebenfalls zu einer Debatte geführt, aber unter komplett anderen Vorzeichen.

Wer sonst wenn nicht J.P. Morgan kann auf den Plan treten, wenn es darum geht, ein US-Institut, dass in Schieflage geraten ist, zu übernehmen? Das war in vielen Kommentaren der Tenor, nachdem die grösste US-Bank als der «Retter» der First Republic Bank nach dem Auswahlverfahren durch den Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) bekannt gegeben wurde.

Schon in der Finanzkrise 2008 hatte die grösste US-Bank bei der Übernahme von Bear Stearns und Washington Mutual die Rolle des «weissen Ritters» übernommen, der anderen Instituten zu Hilfe eilt. Zudem hat sich CEO Jamie Dimon über Jahre hinweg den Ruf eines geschickten Managers erworben, wenn es um die Integration von Unternehmen geht.

Im Auswahlprozess hatten sich mehr als ein Dutzend Banken die Bilanz der krisengeschüttelten First Republic angesehen. Am Ende hätten neben J.P. Morgan drei andere Institute ein Gebot abgegeben, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Das waren PNC, Citizens Bank und Fifth Third.

Partner der Regierung

«In der Regel ist es die bestmögliche Lösung, eine Bank, die ihren Marktwert verliert, in einer grossen Bank wie J.P. Morgan aufgehen zu lassen», sagt Steven Kelly, der an der Elite-Universität Yale zum Thema Finanzstabilität forscht. «Grosse Banken waren ein Partner der Regierung und haben die Rolle des weissen Ritters gespielt.»

Doch es gibt auch Kritiker, wie etwa die streitbare demokratische Senatorin Elizabeth Warren: «Jamie Dimon hätte niemals eine insolvente Bank übernehmen dürfen, denn J.P. Morgan ist bereits jetzt too big to fail», warnte sie.

Grösste US-Bank

Als grösste US-amerikanische Bank nach Vermögenswerten, Einlagen und Marktkapitalisierung ist J.P. Morgan im Vergleich zu anderen internationalen Banken ein Supertanker. Diese unangefochtene Position ist das Ergebnis eines jahrzehntelangen Konsolidierungs-Prozesses. Die Bank mit 250’000 Mitarbeitenden verfügt über eine Bilanzsumme von 3,7 Billionen Dollar. Die Retailbank Chase ist in 48 US-Bundesstaaten vertreten. Die Gruppe verdient mehr an Gebühren im Investmentbanking als jede andere Wall-Street-Bank und liegt damit regelmässig vor Goldman Sachs, Morgan Stanley und der Bank of America.

Und eigentlich darf J.P. Morgan keine anderer US-Bank übernehmen, da sie bereits heute einen Marktanteil von rund 14,4 Prozent hat und damit über der Schwelle von 10 Prozent liegt. Doch im Falle einer Bankenrettung gilt eine Ausnahme vom Wettbewerbsrecht.

Kosten entscheidender Faktor

Am Ende habe der Kostenfaktor beim Auswahlprozess den Ausschlag gegeben. Die FDIC sei verpflichtet, die für den Einlagenfonds schonendste Lösung zu suchen. Und da die übrigen Gebote Aufspaltungen, Teilverkäufe und andere Unsicherheiten beinhaltet hätten, sei das Angebot von J.P. Morgan von vornherein bevorteilt gewesen.

Auch Jerome Powell, der Präsident der amerikanischen Notenbank Fed, wertete das Resultat positiv. «Ich glaube, das ist eigentlich ein gutes Ergebnis für das Bankensystem. Es wäre auch ein gutes Ergebnis für das Bankensystem gewesen, wenn eine der regionalen Banken dieses Unternehmen gekauft hätte. [aber] das Gesetz besagt, dass der Zuschlag an das kostengünstigste Angebot geht», sagte er in der vergangenen Woche.

Das damit im Falle einer weiteren notleidenden Bank kein Weg an der Marktführerin J.P. Morgan vorbeiführt, ist fast schon vorgezeichnet. Auch in der Antike führten bekanntlich alle Wege nach Rom.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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