Medienberichten zufolge hat die UBS einem Mitglied der Herrscherfamilie des Emirats Katar eine milliardenschwere Kreditlinie zugesichert. Das wirft auch ein Schlaglicht auf die Marktregion.

Die UBS soll dem katarischen Scheich Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani eine Kreditlinie von 9 Milliarden Dollar offeriert haben. Das berichtete die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) unter Verweis auf anonyme Quellen.

Die Grossbank, die im März die Konkurrentin Credit Suisse (CS) übernommen hatte, habe damit eine bestehende Kreditfazilität der CS an den Scheich abgelöst und diese noch um mindestens 50 Prozent erhöht, so der Bericht. Weder die Bank noch Al Thani bestätigten die Vorgänge gegenüber der Agentur.

Einst Grossaktionäre der CS

Hamad bin Jassim Al Thani ist nicht irgendwer: Das Mitglied der Herrscherfamilie von Katar war einst Premier- und Aussenminister des Emirats, ausserdem zeichnete er sich bis ins Jahr 2013 verantwortlich für den katarischen Staatsfonds (QIA), der nach der Finanzkrise die CS mit Milliarden gestützt hatte und zum Grossaktionär der nun untergegangenen Bank avancierte.

Trifft der Bericht zu, zeigt dies, das auch die kombinierte UBS mit den Kataris im Geschäft bleiben will und einem wichtigen Mitglied der regierenden Familie gar noch ein grosszügigeres Angebot macht, als die CS dies zuvor stemmen konnte. Das grosse Entgegenkommen gegenüber einem Al Thani wirft aber auch ein Schlaglicht auf die Region.

Revirement in Nahost

Diese gilt angesichts der hohen Energiepreise und der zunehmenden Blockbildung in der Geopolitik für das Private Banking als besonders hoffnungsvoll; bei der Integration der CS-Geschäfts dort musste die UBS aber vor kurzen nochmals über die Bücher und installierte einen neuen operativen Chef für die Region.

Anderseits wird das boomende Geschäft in Nahost vom aufflammenden Konflikt in Israel überschattet. Auch für Katar gelten bei der UBS neue Reisevorschriften. Anlässe in dem Markgebiet wurden verschoben.

Nur nicht Partei werden

Darüber hinaus ist für Banker jede Parteinahme für die diversen politischen und religiösen Fraktionen tunlichst zu vermeiden. Doch das ist ein heikler Balanceakt, wie finews.ch kürzlich analysierte. Katar, das Kontakte zu Hamas unterhält und sich offiziell als Vermittler zwischen Israel und der militanten Palästinenserorganisation einsetzt, hat in diesem Zusammenhang bereits viel Aufmerksamkeit, aber auch Kritik auf sich gezogen.

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