Die Banque Bonhôte forciert das Wachstum in der Deutschschweiz. In Zürich hat die Neuenburger Privatbank dazu einen Hub aufgebaut, sagt Chef Yves de Montmollin zu finews.ch. Doch beim Anschluss von Vermögensverwaltern gibt es einen Knackpunkt.

Yves de Montmollin steigt inzwischen wöchentlich in den Zug nach Zürich. Der CEO der Neuenburger Banque Bonhôte quert den «Röstigraben» zwischen West- und Deutschschweiz nicht ohne Grund: Vor zweieinhalb Jahren hat das Institut das Family Office Private Client Partners (PCP) integriert, an bester Lage im Zürcher Niederdorf.

Nun geht es darum, von der Limmatstadt aus die Präsenz im deutschsprachigen Landesteil zu erhöhen. Dazu schwärmen die Bonhôte-Kundenberater auch in die Ost- und die Zenralschweiz aus.

Berater gesucht

Es ist dies die jüngste Station einer Expansion vom Schweizer Seeland aus, wie der gebürtige Neuenburger im Gespräch mit finews.ch erklärt. Im Jahr 2002 ging die Bank erstmals in Biel vor Ort, dann in Genf, es folgten Bern und Lausanne – dieser Standort entwickelt sich offenbar besonders gut – dann Solothurn und schliesslich Zürich.

Stets werde dabei ein lokales Netzwerk aufgebaut, erklärt de Montmollin das Vorgehen. «Derzeit wollen wir in den regionalen Märkten eher in die Tiefe gehen», sagt der Bankchef. Das Institut sei aber weiterhin offen für den Anschluss neuer Kundenberater-Teams oder gar von unabhängigem Vermögensverwaltern.

Vermögensverwalter andocken

Auch dazu ist die Zürcher Tochterfirma wichtig. PCP besass schon vor der Übernahme ein System, dank dem laut de Montmollin sämtliche Vermögensbestandteile und Depotbanken von sehr reichen Personen und Unternehmerfamilien konsolidiert dargestellt werden können. Das wird nun für die ganze Gruppe vom «Hub» Zürich aus gemacht und bietet zugleich eine Plattform, an die ohne Weiteres auch zusätzliche Vermögensverwalter «angedockt» werden können. Jetzt müssen diese nur noch gefunden werden.

«Wir sahen uns einige unabhängige Vermögensverwalter an», berichtet der CEO über die Bemühungen in diese Richtung. Anschlüsse hätten sich aber vor allem aus dem einen Grund als herausfordernd erwiesen: «Eine wesentliche Eigenschaft, die ich bei den Vermögensverwalter feststelle, ist diese: sie wollen unabhängig sein.»

Bilanz bewahren

Leisten könnte sich die Privatbank weitere Übernahmen allemal. Die verwalteten Vermögen sind zwar im Verlaufe des Jahres 2023 von 6 Milliarden auf noch gut 5 Milliarden Franken gesunken, folgt man de Montmollin. Hingegen hätten sich die Kommissionserträge auf den Geldern gut entwickelt, dies nicht zuletzt dank dem Einsatz des Konsolidierungs-Systems von PCP.

Von der Zinswende wiederum hat das Institut im vergangenen Jahr kaum weniger als andere Instituten profitiert. Dies, obwohl die Privatbank sich in diesem Geschäft zurückhaltend gibt. Bonhôte wolle Sicherheit vermitteln, sagt der Chef. Dazu gehöre, dass die Bilanz nicht für die Kreditvergabe eingesetzt werde.

Geopolitik als Treiber

Angesichts des Debakels um die Signa-Kredite bei der Zürcher Konkurrentin Julius Bär könnte dies eine Haltung sein, die bei wohlhabenden Privatleuten auf offene Ohren stösst.

A propos: während 70 Prozent der Kunden der Bank aus der Schweiz stammen, pflegt Bonhôte auch das Auslandsgeschäft. Schon nur für den Status einer Referenz-Privatbank sei dies wichtig, sagt de Montmollin. Doch aktuell böten sich hier auch Wachstumschancen. «Aufgrund der geopolitischen Lage sehen wir vermehrt vermögenden Privatpersonen, welche die Stabilität einer Schweizer Bank nachfragen. Das eröffnet uns interessante Möglichkeiten», berichtet der Private Banker.

Franzosen entdecken Swiss Banking neu

Sinnigerweise kommt die verunsicherte Klientel nicht unbedingt aus weit entfernten Ländern: Laut de Montmollin entdecken derzeit Kunden aus Frankreich das Swiss Banking neu.

«Sie hatten hier bereits vor der Weissgeld-Ära Gelder und mussten diese dann regularisieren. Nun verlegen sie wiederum Vermögen aus Frankreich in die Schweiz.» Der Bankmanager kennt den Grund dafür: «Sie haben kein Vertrauen mehr in die Regierung ihres Landes und suchen die Diversifikation ins Ausland. Jetzt erinnern sie sich an den typischen Service in der Schweiz und an die Berater, die sich Zeit für sie nehmen.»

Gebrannte Kunden von einst suchen neue Banken

Allerdings gingen die französischen Kunden eher nicht zu den Instituten zurück, die damals ihre Daten an den Fiskus weitergegeben haben. Das eröffnet Akteuren wie Bonhôte eine Tür. «In der Westschweiz haben wir einen Ruf als Privatbank, die eine persönliche und langjährige Betreuung sicherstellen kann. Die Kunden klopfen jetzt aus eigenem Antrieb bei uns an.»

Weiter entfernt gestaltet sich die Akquise jedoch schwieriger, wie der Chef des Geldhauses ausführt. Der Schock des Untergangs der Grossbank Credit Suisse (CS) halle immer noch nach, etwa bei vermögenden Asiaten. Diese fänden, die Rechtssicherheit und Eigentumsrechte hierzulande seien mit dem Milliardenabschreiber auf Pflichtwandelanleihen der CS (AT-1-Bonds) tangiert.

Fragezeichen rund um die Neutralität

Hinzu kämen Fragezeichen zur Neutralität mit Blick auf die Positionierung der Schweiz im Ukraine-Krieg. «Diese Kunden fragen sich, ob ihr Geld hierzulande sicher ist, wenn es zu einem Konflikt um Taiwan käme. Wir sehen dort nun eine Abnahme des Interesses», so de Montmollin.

Der erfahrene Banker hatte sich im vergangenen Jahr gegenüber «finews.TV» wegen der CS-Krise besorgt um den Ruf des Schweizer Bankenplatzes gezeigt. Allerdings hat auch sein Institut von den Fliehkräften profitiert, die sich seither beim Schweizer Personal der Grossbank ergeben haben.

Kein «Hire-und-Fire»

Ingesamt sieben Ex-CS-Kräfte seien in Neuenburg und Lausanne zu Bonhôte gestossen, sagt der CEO. Weitere Personalien befänden sich auf seinem Radarschirm.

Ihnen will das Institut nun eine sichere Heimat bieten. «Wir verfolgen keine Hire-und-Fire-Kultur, das zeichnet uns vor anderen Banken aus.» Das sei ein Alleinstellungs-Merkmal, wirbt Chef de Montmollin. «Sonst würden solche Personen eher nicht für eine mittelgrosse Neuenburger Privatbank arbeiten.»