Finanzplatz Schweiz schrumpft – dies sind die Gründe
Der Finanzsektor der Schweiz schrumpft, da strengere Vorschriften und die Konsolidierung der Branche kleinere Vermögensverwalter und Privatbanken zur Schliessung oder Fusion zwingen, schreibt die «Financial Times» (Artikel hinter Bezahlschranke) am Montag.
Die Gründe für die sinkende Zahl der lizensierten Vermögensverwalter und Privatbanken wird im steigenden Druck der Regulierungsbehörden gesehen, der Anpassung an internationale Standards sowie steigende Kosten und die höhere Komplexität der Compliance.
Im vergangenen Monat habe es 1’570 registrierte Portfoliomanager und Vermögensverwalter gegeben, heisst es unter Berufung auf die Angaben der Finma. Vor dem vollständigen Inkrafttreten der neuen Vorschriften im Jahr 2022 habe diese Zahl bei mehr als 2'000 gelegen.
KPMG verweist darauf, dass die Zahl der Privatbanken in der Schweiz von mehr als 100 vor einem Jahrzehnt auf heute noch 82 gesunken. Die Berater gehen davon aus, dass diese Zahl bis 2030 auf unter 70 sinken könnte.
«Der Sektor konsolidiert sich nicht nur, weil die Unternehmen schwach sind – viele Transaktionen beinhalten starke Akteure auf beiden Seiten», wird Christian Hintermann, Partner bei KPMG zitiert. «Aber der allgemeine Trend ist klar: weniger Banken, grössere Institute und ein Finanzsektor, der schlanker, stärker reguliert und konzentrierter wird.»
Insgesamt ist auch die Zahl der Banken, einschliesslich lokaler Kreditgeber, von 243 im Jahr 2020 auf 230 Ende letzten Jahres zurückgegangen.
Schwächeres AuM-Wachstum als Singapur und Hongkong
Demgegenüber sei verwaltete Vermögen in der Schweiz weiter gestiegen, wenn auch langsamer als in aufstrebenden Finanzplätzen wie Singapur und Hongkong.
Insbesondere für kleinere Unternehmen hätten die neuen Vorschriften zur Lizensierung der Vermögensverwaltungsbranche die Kosten und die Komplexität der Compliance erhöht.
«Es gibt viele Akteure, die weniger als 100 Millionen Dollar verwalten, und ich sehe nicht, wie sie überleben können», sagte Sebastian Jeck, Partner beim Vermögensverwalter Novum Partners gegenüber der Zeitung. «Ich bin mir sicher, dass es zu weiteren Konsolidierungen kommen wird.»
Geschäftsmodell auf den Kopf gestellt
Auch das Ende des Bankgeheimnisses und die Einführung internationaler Steuertransparenzvorschriften wie FATCA hätten das Geschäftsmodell auf den Kopf gestellt. «Es ist kein Ort mehr, an dem man Geld verstecken kann, sodass viele ... keinen Grund mehr haben, zu existieren», wird ein namentlich nicht genannter Chef einer Zürcher Privatbank zitiert.
Auch mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sei der regulatorische Druck gestiegen. «Nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse hat sich in der gesamten Branche, einschliesslich der [Aufsichtsbehörde], ein Wandel vollzogen», sagte Jay Bidermann, Partner bei der Zürcher Privatbank Rahn+Bodmer.
«Die Regulierung ist strenger geworden, und für Unternehmen mit einem verwalteten Vermögen von weniger als 10 Milliarden Dollar ist es jetzt sehr schwierig zu überleben.»
















