Für ihre Extravaganzen im Kreditgeschäft muss die Schweizer Privatbank Julius Bär ein hohes Lehrgeld bezahlen. Der Schaden ist enorm; die personellen Konsequenzen sind einschneidend.

Die Zürcher Traditionsbank Julius Bär hat im vergangenen Jahr aufgrund ihres Kreditengagements beim Signa-Firmenimperium des österreichischen Unternehmers René Benko einen massiven Verlust erlitten, wie das Institut am Donnerstag mitteilte.

Der Konzerngewinn sank um mehr als 50 Prozent auf 454 Millionen Franken. Grund für den horrenden Rückgang ist die vollständige Abschreibung des sogenannten Private-Debt-Engagements im Zusammenhang mit dem Signa-Firmengeflecht in der Höhe von 606 Millionen Franken. Gleichzeitig steigt die Bank aus diesem Geschäftsfeld aus.

Die bekanntgegeben Zahlen liegt weit hinter den Erwartungen zurück, zumal in Finanzkreisen bis zuletzt kaum jemand angenommen hatte, dass Julius Bär das Engagement vollständig abschreiben und aus diesem Geschäft aussteigen würde.

Köpferollen auch im Verwaltungsrat

Als Konsequenz aus dem ganzen Debakel muss CEO Philipp Rickenbacher seinen Posten räumen, wie bereits in der Nacht auf Donnerstag kolportiert worden war. Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter, Nic Dreckmann.

Ausserdem stellt sich David Nicol nicht mehr zur Wiederwahl in den Verwaltungsrat; er leitete den Governance- und Risikoausschusses, der die problematischen Kredite genehmigte. Den Aktionärinnen und Aktionären soll trotz des Debakels eine unveränderte Dividende von 2.60 Franken bezahlt werden, wie weiter zu erfahren war.

Ausstieg aus dem Private-Debt-Geschäft

Künftig will sich Julius Bär auf Hypothekar- und Lombardkredit-Lösungen konzentrieren und zusätzlich die Gelegenheit nutzen, ihren Kreditrahmen zu stärken.

Die ausgewiesenen spezifischen Wertberichtigungen auf dem Private Debt Kreditbuch von insgesamt 586 Millionen Franken spiegeln dem weiteren Vernehmen nach den vollen Betrag des grössten kombinierten Engagements (Signa) wider.

Nominalwert sukzessive verringert

Dieses Engagement, bestehend aus drei Krediten an verschiedene Einheiten des Konglomerats, das in den Bereichen Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel tätig ist, wurde bereits am 27. November 2023 offengelegt. Seither hat sich der Nominalwert vor allem aufgrund von Währungsschwankungen verringert, wie die Bank am Donnerstag einräumte.

Private Debt umfasst Finanzierungslösungen gegen zukünftige Cashflows und nicht börsenkotierte Wertpapiere. Julius Bär hatte das Private-Debt-Angebot in den vergangenen fünf Jahren im Rahmen des ganzheitlichen Vermögensverwaltungsangebots für sehr vermögende Kunden schrittweise aufgebaut.

Das verbleibende Private-Debt-Buch nach Wertberichtigungen belief sich Ende 2023 auf einen Nominalwert von 0,8 Milliarden Franken, was 2 Prozent des gesamten Kreditbuchs der Gruppe von 38,9 Milliarden Franken entspricht. Es wird nun abgewickelt.

Hohe Zuflüsse in Europa und in der Schweiz

Ein Blick in den Jahresabschluss 2023 der Bank zeigt überdies, dass die verwalteten Vermögen (AuM) in der Berichtsperiode um 3 Milliarden Franken (+1 Prozent) auf 427 Milliarden Franken stiegen. Die Netto-Neugeldzuflüsse beliefen sich auf 12,5 Milliarden Franken (Wachstumsrate von 2,9 Prozent), was einem Anstieg von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Ohne den Effekt des Fremdfinanzierungs-Abbaus durch Kunden betrug das Netto-Neugeld 16,2 Milliarden Franken (Wachstumsrate 3,8 Prozent). Dies ist auf solide Nettozuflüsse von Kunden während des ganzen Jahres zurückzuführen, wobei die Beiträge von Kunden mit Domizil in Europa, einschliesslich Julius Bärs Heimmarkt Schweiz, besonders hoch waren, wie am Donnerstag weiter zu erfahren war.

 

 

 

 

 

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