Julius Bär hat wichtige Schritte raus aus der Krise gemacht. Eine zentrale Aufgabe steht der Bank noch bevor: Die Ernennung eines neuen festen CEO. Das Ergebnis im ersten Quartal zeigt, weshalb diese Wahl so wichtig ist, findet finews.ch.

Mehr Neugeld, einen kräftigen Anstieg bei den verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM): Julius Bär legt ein bemerkenswertes Resultat für das erste Quartal vor.

Alles paletti? Hat der Vermögensverwalter das Signa-Debakel rund um den österreichischen Unternehmer und Investor René Benko im vergangenen Jahr endgültig hinter sich gelassen?

Analysten enttäuscht von Neugeldzuflüssen

Die Zahlen sind gut. Doch Julius Bär vermag damit die Analysten (noch) nicht restlos überzeugen. Insbesondere bei den Neugeldzuflüssen enttäuscht die Bank, bei den verwalteten Vermögen und der Bruttomarge schneidet sie bedeutend besser ab als erwartet. Insgesamt hatten Analysten Neugeldzuflüsse von 5,1 Milliarden Franken und verwaltete Kundengelder von insgesamt 457 Milliarden Franken erwartet.

Umso wichtiger ist es, dass Julius Bär möglichst schnell Klarheit schafft, wer dem Insititut künftig als CEO vorstehen wird. Die Suche, so ist zu vernehmen, läuft auf Hochtouren. Ein Name, der in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, ist Ralph Hamers.

Julius Bär braucht einen Privat Bankier und keinen Retailbanker

Der smarte und lockere Niederländer, der im Herbst 2020 überraschend die Konzernleitung der UBS übernahm, konnte während seines gesamten Gastspiels in der Schweiz die Zweifel an seiner Person nie ganz ausräumen. Dies lag auch an den Untersuchungen, die gegen ihn in seiner Heimat bereits vor seinem Anstritt bei der UBS liefen. Der Entscheid der Staatsanwaltschaft, ob sie Anklage gegen den UBS-Chef erheben wird, ist noch weiterhin pendent.

Bei der Untersuchung geht es um die Frage, inwiefern Hamers in seiner Zeit als Chef der Grossbank ING Verstösse gegen die Geldwäschereigesetzgebuung persönlich haftbar ist. Die Skepsis an seiner Person waren wohl auch ein wenig überzeichnet. Denn gröbere Fehler sind ihm in seiner Amtszeit bis im Frühjahr 2023 keine unterlaufen.

Und trotzdem wäre ein CEO vom Zuschnitt Hamers die falsche Wahl. Denn das grösste Verdienst des Niederländers war die beschleunigte Digitalisierung der grössten Schweizer Bank. Julius Bär braucht keinen Retailbanker, sondern einen ausgewiesenen Privat Banker. Einen, der für zusätzliches Vertrauen im Markt sorgt, damit die Vermögensbank auch bei den Neugeldzuflüssen noch mehr zulegen kann.

Der Makel des Interimschef

An möglichen Namen mangelt es nicht, Recherchen von finews.ch ergaben. Öfters genannt werden Annabel Spring, CEO HSBC Global Private Banking, oder Giorgio Pradelli, CEO von EFG International. 

Schlechte Karten hat dagegen Nic Dreckmann. Der Interims-Chef hat zwar bislang gute Arbeit geleistet. Sein gröstere Makel ist, dass er auch den eigenen Reihen stammt. Und gerade mit der Ernennung von Personen aus den eigenen Reihen hat die Bank nicht nur zuletzt keine glückliche Hand bewiesen. Deshalb präferiert man nun eine externe Lösung.