Kaleido Privatbank Zürich: Richelieu übernimmt, CEO ist weg

Die Gerüchte hielten sich hartnäckig, nun ist es offiziell: Kaleido wird französisch. Die Übernahme durch die Groupe Banque Richelieu ist das Verdienst des Führungsduos Rolf Bauer und Gian Nay. Einer von beiden ist bereits nicht mehr an Bord.

Rolf Bauer ist weg. Am Montagnachmittag quittierte der CEO seinen Job bei Kaleido, wie er gegenüber finews.ch bestätigt. Bauer verlässt das Unternehmen nur wenige Tage nachdem bekannt wurde, dass die Zürcher Privatbank von der Groupe Banque Richelieu, einer international ausgerichteten Vermögensverwalterin mit Sitz in Paris und Wurzeln im Libanon, übernommen wird und künftig unter der Bezeichnung Banque Richelieu Switzerland auftritt.

«Mission accomplished! Bereit zum Aufbruch zu neuen Ufern», sagt Bauer. 

Fest steht aber: Mit Bauer geht einer der Baumeister des Deals von Bord. Dies passt zu der wirren Geschichte des Unternehmens. 

Enforcementverfahren geerbt

Als Bauer zusammen mit Gian Nay (COO) im August 2020 das Steuer im Zürcher Seefeld übernahmen, dauerte es nicht lange, bis sich die Finma einschaltete. Es war dies kein Höflichkeitsbesuch, den sie abstattete, sondern der Beginn eines Enforcementverfahrens. «Spätestens ab diesem Zeitpunkt war klar: Hier braucht es eine gründliche Sanierung», sagt Bauer rückblickend. Wie sich zeigte, war eine Kernsanierung notwendig. 

Damals firmierte die Bank noch als AP Anlage & Privatbank, mit einem Fokus auf Transaktionen in osteuropäische Märkte. Für Bauer und Nay war das Geschäftsmodell nicht tragfähig: zu riskant, zu wenig vereinbar mit modernen Compliance-Standards. 

Zur Private-Banking-Boutique umgebaut 

Der strategische Neustart erfolgte zügig: Unter dem neuen Namen Kaleido wurde das Institut zu einer technologieaffinen Private-Banking-Boutique umgebaut, mit Fokus auf Kunden aus der Schweiz und Westeuropa.

Ein zentraler Schritt war das vollständige Outsourcing sämtlicher Bankprozesse an die Plattform der InCore Bank und SOBACO. Die neue Infrastruktur ermöglichte es Kaleido, sich auf individuelle Beratung, digitale Lösungen und Vermögensstrukturierung zu konzentrieren.

Plötzlich im Fokus der Investoren

Das geerbte Enforcementverfahren entpuppte sich dabei als Katalysator: Prozesse wurden verschlankt, das digitale Archiv aufgebaut, die internen Standards neu definiert. «Wir galten auf einmal als die sauberste Bank der Schweiz», sagt Bauer. 

Diese Transformation weckte das Interesse internationaler Investoren. Für die damalige Eigentümerin, die lettische Citadele Bank, kam das gelegen. Sie hatte sich längst von ihrer Schweizer Tochter entfremdet und suchte nach einem Käufer.

Im dritten Anlauf klappte es

Mehrere potenzielle Käufer klopften an. Zwei Mal waren sich Bauer/Nay mit Investoren handelseinig. Zwei Mal verweigerte die Finma ihre Zustimmung – jeweils aus unterschiedlichen Gründen. «Es war eine belastende Zeit», sagt Bauer, «aber wir haben nie an unserem Kurs gezweifelt. Wir haben eine tolle Bank aufgebaut mit einem Team, auf das wir stolz sind.»

Im dritten Anlauf gelang der Durchbruch: Kaleido wird Teil der Groupe Banque Richelieu; finews.ch berichtete darüber. Der Namenswechsel zu Banque Richelieu Switzerland muss von der Aufsichtsbehörde noch genehmigt werden.