Alex Friedman hat sich während seiner Amtszeit als CEO des Asset Managers GAM mehrfach angreifbar gemacht. Die Affäre um den Whistleblower könnte das Fass zum Überlaufen bringen.

«Er hat's gleich mehrfach vermasselt», sagt ein Londoner Investmentmanager, der GAM eng verfolgt, auf die Frage von finews.ch, wie sich CEO Alex Friedman in der Affäre um den suspendierten Tim Haywood schlägt.

Das Urteil ist hart. Doch seit finews.ch Licht in die wahren Gründe der Suspendierung gebracht hat und GAM zugeben musste, dass Haywoods Regelverstösse von einem Whistleblower gemeldet worden sind, erscheint die Handhabung des Falls durch GAM und CEO Friedman mehr als fragwürdig.

Es vergingen vier Monate

Denn der Whistleblower, Haywoods langjähriger Co-Investmentmanager, hatte erstmals im November 2017 intern gewisse Verstösse seines Partners gemeldet. Es vergingen vier Monate, bis der Whistleblower auch noch Meldung an die britische Finanzaufsicht FCA machte und bevor GAM eine vertiefte Untersuchung startete, die Ende Juli zur Suspendierung Haywoods führte.

Was auch immer CEO Friedman und die zuständigen Risk- und Compliance-Officer während dieser vier Monate im Winter 2017 taten – es war offenbar zu wenig, um Haywood unter Kontrolle zu bringen und den ausgebrochenen Konflikt zwischen den beiden Fondsmanagern zu lösen.

Eine Kettenreaktion

Die Folgen sind für GAM harsch: Die Suspendierung Haywoods setzte eine Kettenreaktion in Gang, die zur Liquidation der Absolute Return Bond Fonds (ARBF) mit 7,3 Milliarden Dollar führte. Der Aktienkurs rasselte in den Keller, GAM muss weitere Geldabflüsse befürchten und gilt nun als wackliger Übernahmekandidat – mit Friedman auf dem CEO-Schleudersitz.

Im September 2014, als Friedman den Chefposten von David Solo übernahm, sah seine Welt noch anders aus. Es war die erste operative Führungsposition des Amerikaners in einem börsenkotierten Finanzunternehmen. Zuvor war er Anlagechef der UBS und Finanzchef der Bill und Belinda Gates Stiftung gewesen und hatte im Weissen Haus für Präsident Bill Clinton gearbeitet.

Ein «Antrittsgeschenk» von 14 Millionen Franken

Friedman war Solos Wunschkandidat für seine Nachfolge bei GAM. Seinen Antritt versüssten ihm die 14 Millionen Franken, welche GAM als «Ablösesumme» für entgangene Entschädigungen bei der UBS bezahlte.

Auch in der Folge konnte sich Friedman über hohe einstellige Millionengehälter freuen, was angesichts der durchzogenen Performance von GAM auch manchen Aktionär zusehends ärgerte.

Akquisitionen waren Fehlschläge

Nicht dass der 48-Jährige die Hände in den Schoss gelegt hätte. Er baute die nach wie vor vorhandene Abhängigkeit von Julius Bär ab und investierte im Gegenzug massiv in das eigene Vertriebsteam, stärkte Risiko und Compliance und schloss Fonds auf der einen und erweiterte die Angebotspalette auf der anderen Seite, unter anderem durch mehrere Akquisitionen.

Es sind vor allem auch diese Zukäufe, welche neben der Whistleblowing-Affäre das GAM-Schiff nun arg ins Schlingern gebracht haben, wie verschiedene Finanzanalysten sagen. Solo hatte die Akquisitionsstrategie 2014 mit dem Kauf von Singleterry Mansley, einem Hypothekar-Anleihen-Spezialisten, gestartet.

Und dann der Abschreiber

Friedman setzte diese mit Taube Hodson Stonex (THS), eine Aktienhaus, fort. Es war ein Fehlschlag: Die meisten Manager verliessen GAM schon sehr bald, nur Ali Miremadi ist von Kernteam noch übrig.

Die kurz darauf erfolgte Übernahme von Cantab, einem Quant- und Systematic-Investment-Spezialisten, verlief nicht besser. GAM bezahlte einen stolzen Preis und überliess dem bestehenden Managementteam 40 Prozent der Performancegebühren. Diesen Sommer musste GAM auf der Akquisition einen Abschreiber von 59 Millionen Franken vornehmen.

Friedman gelang eine interne Regelung nicht

Der Whistleblower wählte ein für Friedman denkbar schlechtes Timing: Die THS- und Cantab-Übernahmen erwiesen sich nicht als die erhofften Wachstumsmotoren und die ARBF-Boutique von Haywood liess es an Performance vermissen.

Dass der Whistleblower aber in zwei Schritten mit einem Abstand von vier Monaten vorging und die FCA auf den Plan rief, lässt darauf schliessen, dass es Friedman und seinem Management nicht gelungen ist, die Affäre intern zu regeln.

Solo war auf Augenhöhe

Nun ist es kein einfacher Job, eine Schar von erfolgs- und bonusverwöhnten Fondsmanagern mit grossen Egos und erstklassigen Kundenkontakten zu führen. Solo bescheinigen frühere Weggefährten eine sehr hohe Fackkenntnis. Er habe den Star-Investmentmanagern bei GAM auf Augenhöhe begegnen und mit ihnen Konflikte führen beziehungsweise auch vermitteln können.

Friedman ist es offenbar nicht gelungen, den Streit zwischen Haywood und seinem Co-Manager zu schlichten, sodass letzterer schliesslich zum Mittel des Whistleblowing griff.  Noch kann sich Friedman an der GAM-Spitze halten. Am kommenden 23. Oktober sind Angaben von GAM zur Entwicklung der verwalteten Vermögen fällig. Auch weitere Informationen zum Fall Haywood sind zu erwarten.

Dann wird auch ersichtlich sein, ob auch weitere GAM-Fonds von Geldabzügen betroffen sind. Gut möglich, dass sich dann Friedmans weitere Zukunft bei GAM entscheidet.

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