Der Asset Manager GAM ist ins Visier eines Schweizer Aktionärsaktivisten geraten. Der hat als Hedgefonds-Manager handfeste Ziele. Sein letzter Angriff galt der Gategroup, die inzwischen übernommen worden ist.

Als der chinesische Mischkonzern HNA vergangenes Jahr für den Airline-Caterer Gategroup einen Kaufpreis nannte, der eine Prämie von über 20 Prozent gegenüber der aktuellen Bewertung des Unternehmens beinhaltete, war Rudolf Bohli nicht einverstanden. Der Hedgefonds-Manager, mit knapp 12 Prozent an Gategroup beteiligt, wollte deutlich mehr: Mindestens 100 Franken pro Aktie anstatt der gebotenen 53 Franken.

Der Widerstand nützte Bohli nichts: Gategroup verkaufte. Aber die Episode zeigt, wie der Gründer und Chef von RBR Capital Advisors tickt, und worauf sich der Asset Manager GAM gefasst machen muss.

Bislang noch limitierter «Hebel»

Denn der Zürcher will gleich drei neue Verwaltungsräte bei GAM installieren und den amtierenden Präsidenten Johannes de Gier ablösen. Dabei soll nicht etwa der langjährige Strippenzieher Bohli, sondern mit Kasia Robinski (Bild) eine ausgewiesene Turnaround-Managerin im GAM-Präsidium einziehen.

Kasia Robinski

Der «Hebel», der Bohli zurzeit für seine Forderung zur Verfügung hat, ist noch recht limitiert. Der Hedgefonds-Manager hält derzeit 2,1 Prozent an GAM. Noch ist auch unklar, was Bohli genau an der derzeitigen GAM-Führung bemängelt, und was er – abgesehen von der Zusammensetzung des Verwaltungsrats – ändern will. finews.ch konnte Bohli, der RBR 2003 gründete und zuvor Research-Leiter der Bank am Bellevue gewesen war, nicht erreichen.

«Katastrophale Leistung»

Bei Gategourmet war seine Kritik eindeutig: Ungenügende Corporate Governance und schwaches operatives Management. Er forderte unter anderem die Absetzung von Verwaltungsratspräsident Andreas Schmid, dessen Leistung er als «katastrophal» bezeichnete.

Unzufrieden dürften frühere GAM-Aktionäre auch mit der Managementleistung von CEO Alex Friedman und de Gier gewesen sein. Unter dem Amerikaner, der zuvor Anlagechef der UBS war, hat sich der Aktienkurs von GAM praktisch halbiert.

Vom Ziel weit entfernt

finews.ch hatte vergangenes Jahr nach wiederholt schwachen Ergebnissen von GAM die strategischen Schwächen des Asset Managers analysiert und die Frage in den Raum gestellt, ob GAM mit der derzeitigen Aufstellung und Grösse nicht ein Übernahmekandidat wäre.

Friedman hat mittels einiger Übernahmen den Anlagefokus diversifiziert. Sein Ziel ist es, GAM in der Topliga der Hedgefonds-Anbieter zu etablieren. Gleichzeitig haben aber Kunden massiv Geld aus jenen Fonds abgezogen, die nicht performten – für GAM ein schlechter Leistungsausweis.

Vergütungen ändern

Friedman gehört in der Schweiz zu den Grossverdienern: Der GAM-CEO kassierte in seinem ersten Jahr bei GAM, also 2014, 15 Millionen Franken (ihm wurden noch ausstehende Boni der UBS bezahlt) und in seinem zweiten Jahr 5 Millionen Franken. De Gier erhielt 2015 den für einen Präsidenten stolzen Lohn von 1,3 Millionen Franken.

Bohli ist die Entlöhnung bei GAM offensichtlich ein Dorn im Auge, will er doch auch die Zusammensetzung im Vergütungsausschuss ändern.

Auf dem falschen Fuss erwischt

Wie nun die «Aktivisten»-Strategie Bohlis in Bezug auf GAM weiter aussieht, ist noch unklar. Die Traktansdierungsbegehren hat er eingereicht. Ob bereits Gespräche mit der GAM-Führung stattgefunden haben, war nicht in Erfahrung zu bringen.

Eine GAM-Sprecherin sagte auf Anfrage, es würden laufend Gespräche mit Investoren geführt. Doch scheint es, als ob Bohli GAM auf dem falschen Fuss erwischt hat. Seine Beteiligung, deren Höhe noch nicht meldepflichtig ist, hat er offenbar neu aufgebaut.

Seit Montag auf der Website verschwunden

Möglicherweise wird der Hedgefonds-Manager versuchen, weitere Aktionäre für seine Anliegen ins Boot zu holen, oder die Beteiligung weiter ausbauen.

Während er selber in den GAM-Verwaltungsrat gewählt werden will, soll die Führung des Gremiums mit der Turnaround-Spezialistin Robinski besetzt werden. Sie war bis diesen Montag noch auf der Website der britischen Investmentgesellschaft Hanover Investors als Partnerin aufgeführt gewesen.

Von Seiten RBR hiess es, Robinski sei als absolut unabhängige Person für das GAM-Präsidium vorgeschlagen.

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