Ob GAM die selbstverschuldete Krise meistert, ist völlig offen. Das Debakel scheint den Asset Manager zum Übernahmekandidaten zu machen. Doch ein Käufer findet sich derzeit kaum. Das sind die Gründe.

Was GAM-CEO Alex Friedman mit der Suspendierung seines Star-Fondsmanagers Tim Haywood angerichtet hat, ist noch immer erst ansatzweise erkennbar. Am (gestrigen) Dienstag liess Friedman zerknirscht verlauten, die Suspendierung und die nun erfolgende Rückzahlung der Kundeneinlagen von über 7 Milliarden Dollar in den Absolute-Return-Bond-Fonds (ARBF) sei «ein schwieriger, aber notwendiger Prozess».

Doch wolle GAM sicherstellen, die eigenen Grundsätze einzuhalten. Die Kommunikation lässt einmal mehr die Frage nach der Verhältnismässigkeit der Suspendierung des einstigen Star-Fondsmanagers Haywood aufkommen. GAM hat wiederholt bekräftigt, der ARBF-Investmentmanager sei nicht unehrlich gewesen, es seien keine Interessenkonflikte festgestellt worden und keine Kunden zu Schaden gekommen.

Auf das Konto von Alex Friedman

Der Schaden ist jetzt allerdings angerichtet. Die Reputation von GAM hat massiv gelitten, das Vorgehen hat mehrere Millionen Franken Gebühreneinnahmen versenkt, Kunden vor den Kopf gestossen, Aktionäre verärgert und wegen weiterhin drohenden Geldabflüssen die Eigenständigkeit als Asset Manager in Frage gestellt.

Alex Friedman 514

Das Debakel geht auf das Konto von CEO Alex Friedman (Bild oben). Entweder hat er die Folgen der Suspendierung Haywoods massiv unterschätzt. Oder er versuchte noch grösseren, bislang unbekannten Schaden abzuwenden.

Auf eine Unsicherheit folgt die nächste

Die Krise, die Friedman managen muss, zieht sich in die Länge. Das zeigt sich nun auch bei der Rückzahlung an die ARBF-Anleger. Diese erhalten ihr Geld zunächst erst teilweise zurück.

GAM wiederum wird zur Verkäuferin von sogenannten «distressed assets»; der Asset Manager muss die Zinsprodukte so rasch als möglich verkaufen, was ihn in eine schlechte Position versetzt. Es ist also unsicher, ob die ARBF-Kunden jemals ihr Geld zu 100 Prozent zurückerhalten.

Damit setzen sich die Unsicherheiten fort: Wieviele dieser Kunden kann GAM noch halten? Wird der Reputationsschaden zu weiteren Geldabflüssen führen? Wie wirken sich diese Entwicklungen auf die Profitabilität von GAM aus? Und was steckt wirklich hinter der Suspendierung Haywoods? 

GAM ist noch immer zu teuer

Angesichts der existienziellen Krise werden Rufe nach einem Rücktritt von CEO Friedman laut. GAM wird als Verkaufskandidat gehandelt, denn der Aktienkurs ist in die tiefen Niederungen abgerutscht.

Doch zu einem Verkauf von GAM wird es höchstwahrscheinlich nicht so schnell kommen. Die angesprochenen Unsicherheiten sind schlicht zu gross. Der Käufer würde möglicherweise in ein «fallendes Messer» greifen, sagte der Chef einer in der Schweiz tätigen Investmentbank gegenüber finews.ch. «Obwohl der Aktienkurs um 40 Prozent gefallen ist, ist GAM immer noch zu teuer», stellt der Banker fest, der namentlich nicht genannt werden will.

Schwierige Preisfindung

GAM ist im aktuellen Asset-Management-Umfeld schlicht nicht die Braut, die man sich wünscht. Mit seinen auf alternative Anlagen spezialisierten Boutiquen und Fondsmanagern ist GAM ein kleiner Nischenplayer, der sich mit relativ teuren Produkten gegen übermächtige Konkurrenten einen harten Kampf liefert.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel