Auch in der Schweiz trennen sich Banken und Fondshäuser von russischen Wertschriften, so schnell es nur geht. Das ist möglich, weil es durchaus Käufer gibt für die Papiere – und für diese könnte die Wette aufgehen.

Die UBS tut es, wie Axel Weber am gestrigen Montag versicherte: Die Grossbank habe die eigenen Positionen gegenüber Russland und jene von Kunden enorm verkleinert, sagte der Bankpräsident zur Sender «Bloomberg TV».

Die weltgrösste Privatbank reiht sich dabei ein in die lange Reihe von Finanzfirmen, die dieser Tage nur eines wollen – ihre russischen Wertschriften los werden, und zwar schnell.

Bezüglich der Aktien ist das schwierig, hat doch die russische Regierung einen Handelstopp für ausländische Akteure verhängt. Nur so genannte ADR-Scheine können im Ausland noch getradet werden. Wie geschmiert läuft hingegen der Handel mit russischen Obligationen und Staatsanleihen – und wie sich zeigt, mangelt es auch keineswegs an Käufern. Dies sind nicht etwa Chinesen, wie mancherorts auch am Schweizer Finanzplatz geargwöhnt wird, sondern Finanzinvestoren der Wall Street, wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Namenlose Investoren

Tatsächlich ist in den USA ist der Handel mit diesen Papieren weit offen. Und weil alle verkaufen, gehen die Renditen spiegelbildlich zu den Kurse für die Käufer durch die Decke. Wenn Russland seine Schulden weiter bedient, und das tut es bis anhin, lasse sich in den nächsten 18 Monaten auf seinen Papiere eine Buchgewinn von mehr als 100 Prozent realisieren, rechnete die Agentur vor.

Sich mitten im Ukraine-Krieg als erfolgreicher Spekulant zu präsentieren, wäre allerdings anrüchig – das dürfte wohl der Grund sein, weshalb der Bericht keinen Namen dieser «Geier-Fonds» nennt, die sich selber lieber als Spezialisten für «distressed» Papiere bezeichnen.

Erinnerungen an LTCM 

Das weckt Erinnerungen an die so genannte Rubel-Krise von 1998. Nach schief gelaufenen Wirtschafts-Reformen vermochte Russland seine Verpflichtungen gegenüber ausländischen Finanzinvestoren nicht mehr zu bedienen und musste den Schuldendienst aussetzen. Gleichzeitig stürzte der Rubelkurs ab. Die einheimischen Banken gerieten in Schieflage, und das bankrotte Land schlitterte in die Rezession.

Einerseits mussten Spekulanten bluten: Der Hedgefonds LTCM (Long Term Capital Management) geriet in Schieflage, was seinen Geldgebern wie der Schweizer UBS Milliardenverluste einbrockte. Anderseits konnten russische Staatsanleihen dank Tiefstkursen und schwachem Rubel günstige erworben werden. Als Monate später Russland diese Papiere wieder bediente und sich der Rubelkurs erholte, verzeichneten die Anleger hohe Gewinne.

Investitionen in Russen-Bonds waren damals kurzfristig ein Massenphänomen, wie heute Krypto-Währungen oder Tech-Aktien.

Mit einem Haushaltsüberschuss in den Krieg

Das gegenwärtige Russland stand vor dem Angriff auf die Ukraine finanziell deutlich solider da. Die russische Staatsverschuldung lag bei 18 Prozent des BIP, womit das Land zu den am wenigsten verschuldeten Ländern der Welt gehörte – Russland wies zudem einen Haushaltsüberschuss auf.

Darüber hinaus hatte der Staat seit der Annexion der Krim 2014 beträchtliche Devisen-Reserven angehäuft und verfügte über Reserven in Höhe von 643 Milliarden Dollar. Hinzu kommt der Nationale Vermögensfonds, der 174,9 Milliarden Dollar umfasst.

So gesehen scheint Russland seinen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen noch nachkommen zu können, schreibt Gaël Binot, ein Schwellenländer-Spezialist beim Fondhaus La Française Asset Management, in einem aktuellen Report. Je länger die Sanktionen jedoch andauerten und den Zugang zu Kapitalzuflüssen und Devisen einschränkten, desto grösser werde das Risiko eines Zahlungsausfalls.

Noch zwanzig Anleihen fällig in diesem Jahr

Allerdings könnte das Regime sich auch «freiwillig» entschliessen, seine Schulden nicht mehr zu bedienen, gibt Binot zu bedenken. In diesem Jahr werden noch etwa zwanzig Anleihen zur Rückzahlung fällig, darunter eine Tranche von 2 Milliarden Dollar am 4. April. «Sollte es dazu kommen, wäre der Ruf des Landes beschädigt, und der Zahlungsausfall würde sich nachhaltig auf die künftigen Finanzierungskosten des russischen Staates bei internationalen Investoren auswirken.»

Die «Geier», die mitten im Krieg noch Anleihen kaufen, hätten sich damit die Federn tüchtig verbrannt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.25%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.34%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.7%
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